Nebenbei

Das Sonnenbaby der Teletubbies bekommt ein Baby

Bei Interesse, die Teletubbies von links nach rechts: Tinky Winky, Dipsy, Po und Laa-Laa.
Bei Interesse, die Teletubbies von links nach rechts: Tinky Winky, Dipsy, Po und Laa-Laa.
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Eine Gefahr für die Sprachentwicklung, für die sexuelle Unberührtheit - die britische Kleinkinderserie Teletubbies hatte stets Kritiker im Rücken. Jetzt gibt es unumstritten gute Nachrichten.

„Ah-Oh!“ Das Sonnenbaby bekommt Nachwuchs. Wem die Kinderserie Teletubbies etwas sagt, dem ist vielleicht auch das lachende Baby in der Sonne noch im Gedächtnis. Dieses heißt im wahren Leben Jess Smith und erwartet ihr erstes Kind. Auf Instagram teilte Smith gestern ein Bild von ihrem Ultraschallbild und schrieb dazu: „Wenn aus zwei drei werden“. Der Vater des Kindes ist ihr Langzeitfreund Ricky Latham.

Immer gut gelaunt

Seit 26 Jahren erfreuen die Teletubbies Kleinkinder weltweit, damals wie heute wohl mehr als ihre Eltern. Als Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa and Po am 31. März 1997 erstmals beim Sender BBC Two zu sehen waren, war die Aufregung groß. Ein Fernsehprogramm speziell gemacht für die ganz Kleinen - das löste erregte Debatten aus. Nicht nur in Österreich galt Fernsehen dem Bildungsbürgertum als schädlicher Zeitvertreib, von dem Kinder möglichst lange ferngehalten werden sollten.

Den Machern der Teletubbies war das gleich, ihre bunten Figuren eroberten die Welt auch mit der Kritik im Rücken. Der Teletubbie-Song mit dem eingängigen Laut „Ah-Oh“ stürmte 1997 sogar die britischen Charts, Teletubbie-Spielsachen wurden zu einem Verkaufsschlager. Erwachsene konnten dem Programm dennoch oft nicht viel abgewinnen. Die vier pummeligen Wesen mit ihren koboldhaften freundlichen Gesichtern, großen Ohren, Antennen auf dem Kopf und Bildschirm auf dem Bauch hopsen, laufen und purzeln umher und wiederholen oft immer wieder ähnliche Abläufe. Einzelne Szenen sind oft langgezogen, um den Kindern Zeit zu geben, das Gesehene zu verarbeiten.

Sorge um Sprachentwicklung

Eltern waren in erster Linie besorgt, ihre Kinder könnten durch die Sendung in ihrer Sprachentwicklung beeinträchtigt werden. Die vier Figuren sprechen meist in einer Art Babysprache. Mit „Ah-Oh“ begrüßen sie ihre Zuschauer und zur Verabschiedung heißt es „Winke, Winke“. Doch die Sorgen seien unbegründet gewesen, sagt Professorin Sonia Livingstone im dpa-Interview. Die Sozialpsychologin lehrt an der Abteilung für Medien und Kommunikation an der London School of Economics. „Die Produzenten haben sich viel mit kindlicher Entwicklung und frühkindlicher Bildung beschäftigt, um die Inhalte lehrreich und nützlich zu machen“, erläutert sie.

Gerade die häufigen Wiederholungen und langen Reaktionszeiten bei den Dialogen kämen kleinen Kindern entgegen, meint Livingstone. Erwachsene dürften sich nicht selbst zum Maßstab machen und glauben, Zweijährige würden neue Wörter auf dieselbe Weise lernen wie sie selbst, so die Wissenschafterin. Es komme nicht auf die Wörter an, die gesagt würden, sondern auf die Freude an der Kommunikation und das Hin und Her des Dialogs.

Insgesamt gebe es aber keinen wissenschaftlich nachweisbaren Nutzen für Medienkonsum bei Kinder unter 18 Monaten, sagt Livingstone. In ihrer Entwicklung förderlich seien Programme aber immer dann, wenn sie gemeinsam mit anderen geschaut würden und eine Interaktion in der echten Welt hervorrufen, beispielsweise gemeinsam zu tanzen oder das Teletubbie-Lied zu singen.

Sexuelle Entwicklung in Gefahr?

Manch frommer Eiferer sah in der Sendung auch eine Gefahr für die Unschuld der kleinen Zuschauer. In einer Zeitschrift des US-Fernsehpredigers Jerry Falwell wurde der lilafarbene Teletubbie Tinky Winky wegen seiner Vorliebe für eine rote Handtasche und seiner dreieckigen Antenne als schwul und Gefahr für eine gesunde sexuelle Entwicklung von Kindern identifiziert. Ein Sprecher der damals für die Teletubbies verantwortlichen Produktionsfirma Itsy Bitsy Entertainment zeigte sich daraufhin empört: „Das ist eine Kindersendung, Leute“, sagte er. Einen Teletubbie in einer Sendung für Kinder im Vorschulalter als schwul zu bezeichnen, sei „absurd“.

Wenn auch nicht geplant wurde Tinky Winky tatsächlich für manche homosexuellen Erwachsenen zu einer Figur, mit der sie sich identifizieren konnten. Die „Washington Post“ prophezeite dem als „schwulen Teletubbie„ bezeichneten lila Helden in ihrer jährlichen In/Out-Liste, in Mode zu sein.

Inzwischen gehen die Macher der Teletubbies ganz entspannt mit dem Thema sexuelle Orientierung um. Im vergangenen Jahr wurde die erste Pride Fashion Collection der Teletubbies vorgestellt. Zu dem Motto „Teletubbies love pride“ gibt es jetzt unter anderem T-Shirts, Corona-Masken und Mützen mit dem Schriftzug „Big Love Big Hug“ zu kaufen, jedes der vier Worte in der Farbe eines Teletubbies. Die Erlöse gehen an eine Organisation, die sich für eine bessere Akzeptanz der LGBTQ-Gemeinschaft einsetzt. (sh/Ag.)

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