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Langlebige Umweltgifte in der Mur und der Hitze trotzende Wildschweine

Die messbaren PFAS sind sehr mobil und können auch im Trinkwasser auftreten.
Die messbaren PFAS sind sehr mobil und können auch im Trinkwasser auftreten.APA / DPA/ Patrick Pleul
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Die Forschungsnews aus Umwelt und Technik diese Woche außerdem mit schlechten Nachrichten für Bierliebhaber:innen und guten Aussichten für eine grüne klinische Versorgung.

Biologischer Klärprozess „erzeugt“ neue Umweltgifte

Kläranlagen können PFAS – langlebige Umweltgifte, die etwa in imprägnierten Textilien oder Lebensmittelverpackungen vorkommen – nicht aus dem Abwasser entfernen. Im Gegenteil: Ihre Konzentration steigt durch den Reinigungsprozess sogar. Zu diesem Ergebnis kamen Chemikerinnen und Chemiker der Uni Graz, die Anlagen in Leibnitz und Gössendorf untersucht haben (Water Research). Im Zuge der biologischen Klärung dürften neue PFAS aus synthetischen Vorläufersubstanzen entstehen. Bislang gibt es keine Methode, die Stoffe, die vor allem für Schwangere und Kleinkinder ein Gesundheitsrisiko darstellen, aus dem Abwasser zu entfernen.

Wildschweine trotzen der globalen Erderhitzung

Wildschweine sind extrem anpassungsfähig. Sie können ihre Körpertemperatur sehr gut regulieren und stellen sich daher rasch auf unterschiedlichste Umweltbedingungen ein. Im Laufe der Evolution haben sich die von warmen Inseln in Südostasien stammenden Tiere weltweit verbreitet. Sie werden in dieser Hinsicht nur von Mensch, Maus und Ratte übertroffen. Forschende der Vet-Med-Uni Wien haben festgestellt, dass Wildschweine durch Thermoregulierung auch dem Klimawandel trotzen (Journal of Comparative Physiology B). Wichtiger als die Temperatur als Lebensraumfaktor ist die Verfügbarkeit von Nahrung.

Aromahopfen verliert nach und nach seine Bitternoten

Auch Österreichs Anbaugebiete für Brauhopfen leiden unter der Erderhitzung. Das zeigte eine Forschungsgruppe unter Leitung der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (Nature Communications). Europaweit errechnete sie ausgehend von einem mitt­leren Temperaturanstieg von 1,4 °C ein Ertragsminus zwischen vier und 18 Prozent in den Jahren 2021 bis 2050 im Vergleich zum Zeitraum 1989 bis 2018. Die für die Bitternoten verantwortliche Säuren würden sich um 20 bis 31 Prozent reduzieren, heißt es. In Österreich wird Aromahopfen vor allem im Mühlviertel, im Süden der Steiermark und im Waldviertel angebaut.

Klinische Versorgung und Forschung grüner gestalten

Vier bis zehn Prozent – so hoch wird der Eintrag des Gesundheitssektors bei den Netto-Treibhausgasemissionen geschätzt. Die Fachgruppe One Health der European Academy of Allergy and Clinical Immunology unter Vorsitz von Isabella Pali-Schöll (Vet-Med-Uni Wien) hat die Auswirkungen der klinischen Praxis auf die Umwelt zusammengefasst und wichtige Gegenmaßnahmen erarbeitet (Allergy). Formuliert wurden u. a. folgende Prioritäten: Reduktion von Energiekonsum und Einwegmaterialien in Forschung und Kliniken, nachhaltigere Anästhesiegase und Asthma-Inhalatoren, Reduktion der Reisetätigkeit für Fachkongresse und Umstieg auf Telemedizin.

CO2-Fußabdruck bei Augen-OPs verkleinern

Mit einem spezifischen Nachhaltigkeitsproblem kämpft die Innsbrucker Uniklinik für Augenheilkunde und Optometrie. Patientinnen und Patienten mit Netzhautablösung erhalten eine Behandlung mit bestimmten Edelgasen, die die Netzhaut fixieren. In Tirol ist die Herausforderung dabei, dass sich die Betroffenen anschließend nicht auf einer Seehöhe über 1000 Metern aufhalten dürfen – abhängig von der jeweiligen Gasmischung. Der neue Direktor, Matus Rehak, will hier auf umweltfreundliche Gase setzen. Als weitere „Klimabaustelle“ plant er unter anderem, den CO2-Fußabdruck bei Grauer-Star-OPs (Katarakt-Operationen) anzugehen, indem künftig beide Augen gleichzeitig behandelt werden. Das vermeide Abfälle und Emissionen bei der Anreise.

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