Interview

Metaller-Arbeitgeber: „Die Bereitschaft, Streiks zu ertragen, ist so hoch wie noch nie“

„Bei uns verdient keiner schlecht, das muss man auch einmal sagen“, sagt Industrievertreter Knill.
„Bei uns verdient keiner schlecht, das muss man auch einmal sagen“, sagt Industrievertreter Knill. APA/Comyan/Eva Manhart
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Die von der Gewerkschaft geforderte Lohnerhöhung könne sich die metalltechnische Industrie einfach nicht leisten, sagt Obmann Christian Knill. Lieber akzeptiere man einen Arbeitskampf.

Wien. Die metalltechnische Industrie hat die Gewerkschaft brüskiert: Die Arbeitgeber bieten eine Lohnerhöhung um 2,5 Prozent für die 137.000 Beschäftigten, die Gewerkschaft will aber 11,6 Prozent und hält das Gegenangebot für eine „Sauerei“. Die Verhandlungen wurden am Montag nach der zweiten Verhandlungsrunde unterbrochen. Die Gewerkschaft berief Betriebsrätekonferenzen ein und kündigt Betriebsversammlungen an. Am 20. Oktober wird weiter verhandelt. Parallel laufen auch Lohnverhandlungen in den fünf verbleibenden Fachverbänden der Metallindustrie.

Die Presse: Die Arbeitgeber in der metalltechnischen Industrie bieten eine Lohnerhöhung um nur 2,5 Prozent. Verstehen Sie, dass die Gewerkschaft erbost ist?

Christian Knill: Und 1050 Euro Einmalzahlung. Uns geht es darum, dass die Mitarbeiter mehr netto vom brutto haben. Die Gewerkschaft hat selbst immer damit argumentiert, dass es ihr Ziel ist, die Kaufkraft zu stärken. Jetzt schwenken sie plötzlich um. Wir haben immer gesagt, die Betriebe können die Kaufkraft nicht allein schultern. Die Einmalzahlung ist steuer- und abgabenfrei. Und man muss auch die Maßnahmen der Regierung berücksichtigen, die extra zum Abfangen der hohen Inflation gesetzt wurden.

Sie meinen die Abschaffung der kalten Progression, also der schleichenden Steuererhöhung, mit Jänner 2023.

Letztes Jahr gab es auch schon eine Fülle an staatlichen Hilfen, die Gewerkschaft wollte das in der Lohnrunde nicht berücksichtigen. Jetzt ist die wirtschaftliche Situation viel schlechter als letztes Jahr, jetzt müssen wir das einbeziehen. Wir Unternehmer können die Kaufkraft nicht allein erhalten in Österreich, das geht nicht. Wir können die Inflation nicht abdecken.

Experten räumen ein, dass eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung auch geringere Pensionsbeiträge für Beschäftigte bedeutet sowie weniger Einnahmen für die Sozialversicherung.

Aber unser Job ist nicht, das Pensionssystem, das Sozialsystem oder den Staatshaushalt zu sanieren oder zu optimieren. Unser Job ist es, die Arbeitsplätze zu erhalten beziehungsweise Aufträge im Ausland zu lukrieren. Der Staat hat jedes Jahr mehr Einnahmen, er muss auch anfangen zu überlegen, wie er mit weniger auskommen kann. Da haben wir wenig Verständnis.

Sie haben mit Ihrem Gegenangebot von nur 2,5 Prozent Lohnerhöhung einen ziemlichen Aufreger produziert. Eine bewusste Provokation?

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