Niemand kann von Israel erwarten, nach dem bestialischen Hamas-Massaker die Hände in den Schoß zu legen. Doch hat es seine Kriegsziele klar definiert?
Der Einmarsch israelischer Bodentruppen in den Gazastreifen rückt näher. Am Freitag hat sich die Notstandsregierung von Benjamin Netanjahu noch einmal diplomatische Rückendeckung aus dem Westen für den kommenden Krieg geholt, der die gesamte Region tief erschüttern wird. In Jerusalem haben einander Deutschlands Außenministerin, ihr italienischer Kollege, Antonio Tajani, die EU-Kommissionspräsidentin und der US-Verteidigungsminister die Klinke in die Hand gegeben, um nach dem blutrünstigen Überfall der palästinensischen Hamas ihre Solidarität mit Israel auszudrücken.
Mindestens 1300 Juden hat die Terrorgruppe am 7. Oktober abgeschlachtet und etwa 150 Geiseln nach Gaza verschleppt. In ihrem Blutrausch metzelte die Mörderbande wahllos Zivilisten nieder – auf einem Musikfestival, in Kibbuzim. Frauen, Männer, Kinder und Babys. Sogar zu Enthauptungen soll es gekommen sein. Dieser Zivilisationsbruch ist durch nichts zu rechtfertigen, auch nicht durch Israels jahrzehntelange Besatzung.
Israel ist entschlossen zu verhindern, dass sich ein solches Pogrom wiederholt. Deshalb holt seine Armee zu einem gewaltigen Schlag gegen die Hamas aus. Seit Tagen schon bombardiert sie Stellungen der Terrorgruppe im Gazastreifen. Dabei starben auch Hunderte palästinensische Zivilisten. Die Hauptverantwortung dafür trägt die Hamas, die sich im dicht besiedelten Küstenstreifen hinter Frauen, Kindern und Geiseln verschanzt. Sie musste wissen, dass ihr monströser Anschlag nicht ungesühnt bleibt.
Am Freitag riefen die israelischen Streitkräfte die palästinensische Bevölkerung auf, den Norden des Gazastreifens innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Der Appell richtete sich an 1,1 Millionen Menschen. Die Empörung war groß. Eine solche Evakuierung sei ohne verheerende humanitäre Folgen nicht zu bewerkstelligen, mahnte die UNO. PLO-Chef Mahmoud Abbas, der sich bis heute nicht eindeutig von den Massakern der Hamas distanziert hatte, sprach von einer zweiten „Nakba“, wie Palästinenser ihre Vertreibung nach der Niederlage im israelischen Unabhängigkeitskrieg nennen.