Erfolg international.

„Big Data erlaubt einen neuen Blick auf die Welt“

Viktor Mayer-Schönberger.
Viktor Mayer-Schönberger.Clemens Fabry
  • Drucken

Viktor Mayer-Schönberger setzt sich am Oxford Internet Institute mit Chancen, aber auch Schattenseiten des Datenzeitalters auseinander.

Wer sich auf das Bauchgefühl verlassen muss, ist oft verlassen“, sagt Viktor Mayer-Schönberger. Auf Fakten und Daten zu vertrauen, sei seit Jahrhunderten die Botschaft der Aufklärung. Der gebürtige Salzburger befasst sich am Oxford Internet Institute, das zur britischen Universität Oxford gehört, mit den gesellschaftlichen und sozialen Folgen des Internets – speziell mit den Folgen des Datenzeitalters für die Wirtschaft.

„Viele Daten machen innovativ“, sagt Mayer-Schönberger, der die neuen Möglichkeiten befürwortet: Big Data erlaube einen anderen Blick auf die Welt und könne helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Und das nicht nur in der Medizin, sondern auch auf dem Markt, wo sich etwa die Wünsche der Kundinnen und Kunden genauer bestimmen ließen und so Mehrwert geschaffen werde.

Daten „gehören“ niemandem

Doch er sieht die Entwicklungen auch kritisch: Nicht nur die „Großen“ sollen profitieren, fordert Mayer-Schönberger, Internetriesen wie Amazon, Facebook, Google und Co. sollten ihre Daten mit kleineren Unternehmen teilen. „Es gibt kein Eigentumsrecht an Daten, der Datenteilung steht kein Grundrecht entgegen“, sagt er – und schreibt es in seinen erfolgreichen Büchern: „Big Data“, 2013 auf Deutsch erschienen, wurde mit mehr als zwei Millionen gedruckten Exemplaren zum Bestseller; es wurde in 24 Sprachen veröffentlicht.

Eigentlich hätten Mayer-Schönberger Naturwissenschaften wie Physik oder Medizin weit mehr interessiert, verrät er. Doch dann studierte er – wie schon der Vater und der Großvater – Jus. Nebenbei befasste er sich stets mit Computern. Mit nur 20 Jahren gründete er die Softwarefirma Ikarus, um Lösungen für mehr Datensicherheit anzubieten. Es folgten ein Masterabschluss an der Harvard Law School, USA, das Doktorat in Salzburg, ein weiterer Master an der britischen London School of Economics and Political Science. 1999 – mit 33 Jahren – wurde er Professor an der Harvard Kennedy School in Cambridge, USA. Zwei Jahre später habilitierte er sich in Graz. Dabei verband er gesellschaftliche Regulierungen und Informationstechnologien immer mehr – sein aktuelles inhaltliches Steckenpferd. 2008 ging er für zwei Jahre als Professor an die Uni Singapur, seit 2010 lehrt und forscht er in Oxford.

In diesem Jahr veröffentlichte er auch sein Buch „Delete. Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten“. Darin plädiert er dafür, dass elektronisch gespeicherte Informationen nach einer bestimmten Zeit nicht mehr leicht zugänglich sein sollen – die EU-Kommission griff die Idee des „digitalen Radiergummis“ 2011 auf.

Muss man das Land verlassen, um in Österreich als erfolgreich wahrgenommen zu werden? Ja, meint Mayer-Schönberger, denn hierzulande gebe es viel Neid. In den USA oder in Großbritannien sei das anders. Dennoch kommt er immer wieder gern zurück nach Zell am See, wo er aufgewachsen ist – die Mutter war Kinobesitzerin, der Vater Steuerberater –, und genießt mit seiner Familie die Berge. (gral)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.