Pizzicato

Italien sagt Addio

Keine Zigarette mehr in der Caffé-Bar, womöglich auch keine Gazzetta mehr - jedenfalls nicht am Kiosk. Und das Goethe-Institut spart ein. Wer soll die Nachrichten für „Urbi et orbi“ liefern?

Ein Espresso, ein Cornetto, also ein „Hörnchen“, eine Gazzetta – wahlweise und je nach politischer Orientierung die „Stampa“, der „Corriere della Sera“, die „Repubblica“ und allen voran die „Gazzetta dello Sport“ – und dazu eine Zigarette: Daraus bestand das Morgenritual der Italiener an der Theke einer Caffé-Bar. Die Zigarette ist bereits verpönt und verbannt, und die Zeitung verschwindet auch allmählich aus dem italienischen Alltag.

Italien sagt Addio, mit einer Träne im Knopfloch. Wo die Tageszeitungen mit ihren Schlagzeilen im Aushang der Kioske prangten, gähnt nun das große Nichts. Die Kioske, die typisch dunkelgrünen Edicole in den Zentren der Städte, die neben Zeitungen und Illustrierten auch allerlei Arten Dolce im Angebot haben, die mitunter zum Dolce far niente beitragen, sind vom Aussterben bedroht. Nur ein Drittel ist noch übrig geblieben, und als Zeichen der Trauer zündeten ihre Besitzer in der „Nacht der Kioske“ eine Laterne an.

Die Kioske waren Treffpunkt und Nachrichten- und Gerüchtebar, was im eigenen Viertel und in der weiten Welt gerade so los ist – gleichsam „urbi et orbi“. Dass es auch mit den Goethe-Instituten, die diese Nachrichten in die Welt hinaustrugen, in Triest, Turin und Genua zu Ende geht, markiert das Ende einer Welt, das viele Gazetten in ihren Nachrufen mit Trauerflor versehen.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepesse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.