Brüssel-Briefing

Toxische Beziehungen an der Rue de la Loi

Ursula von der Leyen und Charles Michel sind einander in herzlicher Abneigung verbunden.
Ursula von der Leyen und Charles Michel sind einander in herzlicher Abneigung verbunden.Reuters / Johanna Geron
  • Drucken

Seit der Lissabon-Vertrag das Amt des Präsidenten des Europäischen Rates schuf, verschlechtert sich das Verhältnis von dessen Amtsträgern gegenüber jenem an der Spitze der Europäischen Kommission. Das hat persönliche Gründe – vor allem aber systemische.

Es kann nur einen Chef Europas geben – aber welchen? Seit der „Sofa-Affäre“ von Ankara vor mehr als zweieinhalb Jahren ist unschwer zu erkennen, dass Charles Michel und Ursula von der Leyen einander als Konkurrenten in diesem Wettstreit sehen. Zur Erinnerung: bei einem Staatsbesuch beim türkischen Präsidenten beging Michel den Fauxpas, sich den letzten freien Stuhl zu schnappen, worauf von der Leyen in der eher entwürdigenden Position auf einer Ottomane (no pun intended) dem Treffen beiwohnen musste. Von der Leyens Medienteam spann daraus rasch den Mythos der lebenslangen Feministin von der Leyen, worüber in der Brüsseler Politik- und Medienblase angeregt getratscht wurde. In der Sache war das alles eher gleichgültig, aber es illustrierte ein alarmierendes Phänomen: die Spitzen der EU-Institutionen können nicht miteinander.

Deutlich wird diese Antipathie zwischen Michel und von der Leyen auch jetzt. Beispiel gefällig? Am Freitag treffen sie US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus. Angesichts der heiklen Weltlage ist das möglicherweise das wichtigste EU-US-Treffen, seit Jean-Claude Juncker im Juli 2018 Donald Trump durch schlaue Schmeichelei von einem offenen Handelskrieg gegen die Union abbrachte. Doch die Delegationen Michels und von der Leyens flogen am Mittwoch nicht einmal gemeinsam über den Atlantik. Statt eine Privatmaschine zu chartern und die acht Stunden Flugzeit dafür zu nutzen, die EU-Strategie für die Gespräche mit Biden abzusprechen, kochen beide Teams ihre eigenen Süppchen.

Ab Tusk und Juncker ging es bergab

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.