Rezession

Stillstand beim privaten Hausbau

Die Baubranche steckt in der Krise. Die Politik reagiert darauf.
Die Baubranche steckt in der Krise. Die Politik reagiert darauf.Imago/Photo2000
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Die Baukonjunktur ist eingebrochen. Der private Hausbau sei de facto zum Erliegen gekommen, sagt Habau-Chef Hubert Wetschnig. Er begrüßt das Konjunkturpaket der Regierung.

Wien. Die Baubranche steckt in der Krise. Nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. In Deutschland brach im August die Zahl der Baugenehmigungen um 31,6 Prozent ein. Auch in Österreich sei der private Wohnbau „faktisch zum Erliegen gekommen“, sagt Hubert Wetschnig, CEO der Habau-Gruppe. Das Unternehmen aus dem oberösterreichischen Perg beschäftigt knapp 6500 Mitarbeiter und setzte im vergangenen Jahr 1,9 Milliarden Euro um. Es gehört somit zu den größten Baukonzernen Österreichs. Dem Unternehmen geht es trotz Rezession gut, „weil wir breit aufgestellt sind“, betont Wetschnig im Gespräch mit der „Presse“. Mehr als 50 Prozent des Umsatzes erzielt die Gruppe im Tiefbau, also vor allem im Straßen- und Brückenbau. Diese Bereiche seien von der Rezession weniger stark betroffen.

Die Habau-Gruppe ist darüber hinaus stark in Deutschland engagiert. Dort fließen derzeit Milliarden in die Erneuerung der Infrastruktur. Jahrzehntelang wurden Straßen und Schiene sträflich vernachlässigt. Zudem stehen aufgrund der Energiewende große Stromleitungsprojekte an. Auch hier hofft die Habau-Gruppe auf Aufträge. Diese sind dringend nötig. Denn im Hochbau „schmelzen die Auftragsbestände“, sagt Wetschnig. Unternehmen, die auf den Wohnbau spezialisiert sind, sehen sehr schwierigen Zeiten entgegen. Denn neben der hohen Inflation und den damit verbundenen höheren Kreditzinsen ist es vor allem die strenge KIM-Verordnung, die den Häuslbauern zu schaffen macht.

Hinter KIM verbirgt sich der klobige Begriff Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen. Diese besagen, dass Banken strengere Maßstäbe bei der Kreditvergabe ansetzen müssen. Dementsprechend positiv sieht der Habau-Manager auch die angekündigten Konjunkturmaßnahmen der Regierung. Sechs Milliarden Euro sollen in Infrastrukturausbau, die Energiewende und vor allem in Bauprojekte fließen. Bauprojekte des Bundes sollen vorgezogen werden, betonte Wirtschaftsminister Martin Kocher am Dienstag.

Habau-Finanzchef Michael Mayer-Schütz spricht von einem „fordernden Preiskampf“ in der Branche. Denn trotz steigender Lohn- und Energiekosten würden die Preise auf dem Bau mittelfristig sinken. Mehr Unternehmen raufen sich um weniger Aufträge. Zudem sinken die Preise für Baustahl und andere Materialien. Auch die Ziegelpreise würden sich wieder normalisieren. Bis diese Preissenkungen allerdings beim einfachen Häuslbauer ankommen, werde noch etwas Zeit vergehen, sagt Wetschnig.

Bau von Schulen forcieren

Die konjunkturelle Delle auf dem Bau werde wohl noch einige Zeit bleiben, meint der Habau-Chef. Er rechnet mit einer Durststrecke von eineinhalb Jahren. An einen Personalabbau sei vorerst dennoch nicht gedacht, heißt es bei Habau. Was die Konjunkturspritzen des Staates betrifft, hofft Wetschnig auch auf Stärkung der Wohnbauförderung und auf Kindergarten- und Schulprojekte. Beim Ausbau und bei der Sanierung von Bildungseinrichtungen gebe es große Unterschiede in den Bundesländern.

Im Kampf gegen die Wirtschaftsflaute setzt die Regierung vor allem auch auf den Ausbau der erneuerbaren Energie. So soll es ab nächstem Jahr in Neubauten keine Gasheizungen mehr geben. Gleichzeitig soll die Errichtung von PV-Anlagen steuerfrei sein. Damit wird die Förderung vor allem vereinfacht. Bisher waren komplizierte und nervtötende Ansuchen übers Internet nötig.

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