Formel 1

FIA auf Konfrontationskurs mit Teams und Fahrern

FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem im Gespräch mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem im Gespräch mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff.APA / AFP / Andrej Isakovic
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Der Automobilweltverband sorgt mit seinen Plänen aktuell doppelt für Ärger. Die Rennställe stemmen sich gegen den von der FIA angedachten Zuwachs in der Formel 1, die Fahrer der Motorsportkönigsklasse ärgern sich indes über ein drastisch erhöhtes Bußgeld.

„Lasst uns keine Spielchen spielen! Es geht ums Geld“, stellte Mohammed Ben Sulayem, Präsident des Automobilweltverbands FIA, klar. Im Zwist um den Einstieg von Ex-Pilot Michael Andretti und der Automarke Cadillac in die Formel 1 verhärten sich vor dem Rennen in Austin (Sonntag, 21 Uhr, live Servus TV) die Fronten zwischen Weltverband und Formel-1-Bossen.

Ben Sulayem hat die Spitzen der Motorsportkönigsklasse mit seinem Wunsch nach mindestens einem weiteren Team schwer in Bedrängnis gebracht. Alle Bedenken, eine Erlaubnis für Andretti würde den Wert und die Einnahmen der etablierten Rennställe erheblich drücken, wischt der Ex-Rennfahrer aus Dubai beiseite. „Sehr positiv“ sehe er die Chancen des Ex-Piloten im weiteren Verfahren. Auch das Auslaufen eines Vorvertrags mit Renault als Motorenpartner für Andretti sei kein Problem.

„Sport war nie besser aufgestellt“

Jetzt ist das Management der Formel 1 (FOM) mit dem Rechteinhaber Liberty Media am Zug. Und die FOM bekommt mächtig Druck von den Teamchefs, die offiziell gar kein Mitspracherecht haben. „Was ist denn der zusätzliche Wert für die Formel 1? Wir haben mit Haas schon ein amerikanisches Team, wir haben einen amerikanischen Fahrer“, sagt Ferrari-Rennleiter Frédéric Vasseur. Der schwerreiche Aston-Martin-Besitzer Lawrence Stroll betont: „Der Sport war nie besser aufgestellt. Und wenn etwas nicht kaputt ist, muss man es nicht reparieren.“

Auch Christian Horner, Teamchef von Weltmeister Red Bull, und sein Mercedes-Kollege Toto Wolff verweisen auf den zuletzt sprunghaft gestiegenen Wert der bestehenden Rennställe. Allein Ferrari wird im Sog des US-Booms der Formel 1 auf einen Wert von 3,5 Milliarden Euro geschätzt, Haas immer noch auf 700 Millionen. Ein elftes Team würde da womöglich die Werte verwässern.

Noch dramatischer zeichnen die Chefs der kleineren Teams das Bild. Williams-Teamchef James Vowles verweist darauf, dass sein zeitweilig abgehängter Traditionsrennstall bei seiner Aufholjagd weiter Millionenverluste schreibt und die Zeit für weitere Konkurrenten noch nicht gekommen sei. Und Günther Steiner von Haas, für den Andretti beim Buhlen um US-Sponsoren gefährlich werden könnte, erinnert an die Coronakrise: „2020 haben wir in der Formel 1 ums Überleben gekämpft. Wenn man mehr Teams zulässt, ist das Risiko größer, dass wir scheitern, wenn etwas schiefläuft.“

Eine Million Euro Strafe

Nicht nur die Debatte um Zuwachspläne beschert der FIA aktuell heftigen Gegenwind. Ihr Beschluss am Donnerstag, das maximal mögliche Bußgeld für Formel-1-Fahrer von 250.000 Euro auf eine Million Euro zu erhöhen, sorgte für Unverständnis und Kritik unter den Piloten. „Ich halte es für ziemlich lächerlich, dass ein Fahrer mit einer Geldstrafe von einer Million Euro belegt werden könnte“, sagte George Russell (Mercedes). Die Bußgelder seien „außer Kontrolle“ geraten, meinte der 25-Jährige, der auch einer der Direktoren der Fahrergewerkschaft ist.

Die FIA hat sich wiederum darauf berufen, dass die Summe zuvor zwölf Jahre unverändert geblieben sei und nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen des Motorsports entspreche. Betroffen von der Anpassung sind alle Verstöße im Rahmen eines Formel-1-Wochenendes, die von den Rennkommissaren geahndet werden. „Das ist eine Menge Geld. Einige Fahrer verdienen weniger als das“, merkte Ferrari-Pilot Charles Leclerc an. Rekordweltmeister Lewis Hamilton zeigte sich unsicher, welche Vergehen überhaupt mit Strafen in derartiger Höhe belegt sein könnten. „Wir müssen wirklich darüber nachdenken, welche Botschaften das an die Zuschauer sendet“, sagte der Mercedes-Superstar. (red./ag.)

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