Künstlerische Forschung

Grenzenlos in der virtuellen Welt

Reales und Virtuelles mischt sich in VRinMotion.
Reales und Virtuelles mischt sich in VRinMotion.FH St. Pölten/VRinMotion
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Obwohl es Virtual Reality schon lang gibt, sind viele klassische Künste noch nicht dort angekommen. Teams an der FH St. Pölten verweben nun VR mit Stop-Motion.

Einmal blinzeln, und schon ist man in einer anderen Welt. Was seit „Bezaubernde Jeannie“ der Traum vieler Menschen ist, macht die Technik der Virtual Reality (VR) möglich. Diese großen Brillen, die einen in künstliche Welten eintauchen lassen – die Kopfbewegung verändert das Blickfeld –, sind bisher bei Computerspielen und 360-Grad-Videos beliebt. Doch ein Team der FH St. Pölten und des Künstlerduos Lichterloh verbindet nun künstlerische Ansätze mit der VR-Technik. Eine der Ideen der Gruppe vom Institut für Creative/Media/Technologies war, dass der Mensch, der die VR-Brille trägt, durch sein unbewusstes Blinzeln einen Szenenwechsel in der VR-Installation auslöst.

„Das ist eine abstrakte Form des Puppeteerings, also des Marionettenspiels“, sagt Matthias Husinsky, der mit Franziska Bruckner das Projekt „VRinMotion“ leitet: „Der Mensch setzt Impulse, die in der virtuellen Welt ankommen.“ Ein weiterer Ansatz war, dass ein Brustgurt die Atmung der Person trackt, die die VR-Brille trägt. Die Atemzüge haben direkt Einfluss auf die Bewegung einer Wand in der VR-Animation. Auch die Vertonung der Szenerie kann der Mensch unbewusst steuern, indem er oder sie den Kopf leicht bewegt.

Daumenkino wie bei „Shaun, das Schaf“

Was nach Spielereien einer boomenden Videogame-Industrie klingt, hat an der FH St. Pölten tieferen wissenschaftlichen Hintergrund. „VRinMotion“ wird vom Wissenschaftsfonds FWF im Peek-Programm gefördert, das Zusammenarbeit von Kunst und Forschung finanziert. Franziska Bruckner, die an der Uni für angewandte Kunst in der Meisterklasse von Christian Ludwig Attersee studiert und sich auf Stop-Motion spezialisiert hat, erklärt: „Wir erarbeiten wissenschaftliche Methoden, aber entwickeln auch neue Dinge aus der Kunst.“

Analoge Technik wie Stop-Motion kann die virtuelle Kunst bereichern.
Analoge Technik wie Stop-Motion kann die virtuelle Kunst bereichern.FH St. Pölten

Stop-Motion ist eine traditionelle Animationstechnik, die aus dem analogen Zeitalter stammt und bei Trickfilmen wie „Shaun, das Schaf“ oder „Pat und Mat“ beliebt ist. Echte Figuren werden immer um ein kleines bisschen bewegt und dann fotografiert, sodass im Endeffekt mit 25 Bildern pro Sekunde ein echter Trickfilm abläuft. Daumenkino in 3-D quasi.

Das „VRinMotion“-Projekt bringt die traditionelle Stop-Motion-Technik mit der modernen VR zusammen. Über vier Jahre werden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, ihre Sicht auf diese Kunst einzubringen. Bei den InMotion-Days an der FH St. Pölten setzen sich jedes Jahr Studierende, Forschende und Kunstschaffende für eine Woche intensiv mit den neuen Techniken auseinander.

Der Mensch lenkt, was in der VR-Brille passiert.
Der Mensch lenkt, was in der VR-Brille passiert.FH St. Pölten

Der erste Gast war Max Hattler, ein Experimentalfilmkünstler aus Deutschland, der international auch für Stop-Motion-Arbeiten bekannt ist. „Wir begleiten wissenschaftlich, was entsteht, wenn diese Kunst mit neuen Methoden der VR zusammengeführt wird“, sagt Husinsky. „Der Prozess ist dabei wichtiger als das Endprodukt.“

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