Kommentar

Corona-Impfungen: Die nächste Blamage

Impfstoffe wären ausreichend vorhanden. Termine für Verabreichungen zu bekommen, ist in Österreich derzeit das Problem.
Impfstoffe wären ausreichend vorhanden. Termine für Verabreichungen zu bekommen, ist in Österreich derzeit das Problem.Reuters / Dado Ruvic
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Wochenlange Wartezeiten auf Termine – und das nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Manche Dinge ändern sich wohl nie.

Nun wird schon irgendwann jeder, der will, zu seiner Corona-Impfung kommen. Bei fast zwei Millionen Dosen des an die derzeit dominierende Variante angepassten Impfstoffs von Biontech-Pfizer, die sich Österreich für diesen Herbst gesichert hat, ist genug für alle da. Aber das Problem liegt woanders – nämlich an der Durchführung eines vernünftigen Impfprogramms. Nicht nur, aber vor allem in Wien.

Die Stadt bietet zu wenige Termine an – mit dem Argument, dass Covid-19 keine meldepflichtige Erkrankung mehr ist und ihre Gesundheitsbehörden keine zentrale Zuständigkeit mehr hätten. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) wiederum vergibt ihre (begrenzten) Termine aus organisatorischen Gründen mindestens drei Wochen im Voraus. Und niedergelassene Ärzte beklagen sich darüber, dass die Impfstoffe nur in Flaschen mit sechs Dosen verfügbar sind und sie immer wieder geöffnete Flaschen entsorgen müssen, weil sich häufig nicht sechs Patienten für denselben Tag finden lassen. Mit der Folge, dass viele Hausärzte gar nicht impfen oder keine raschen Termine vergeben können.

Das Resultat dieser Umstände sind frustrierte Patienten, die sich gemäß der Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums so bald wie möglich impfen lassen wollen, aber nicht können. Warum Bund, Länder und Sozialversicherung nicht zumindest für diesen Herbst und Winter als Übergangslösung mehr Möglichkeiten zum Impfen bereitstellen, verstehe nach den Erfahrungen der vergangenen drei Jahre und der bekanntermaßen weit verbreiteten Impfskepsis in der Bevölkerung, wer kann.

Diese Blamage reiht sich ein in so manche verhängnisvolle Entscheidung während der Pandemie. Darunter etwa der grundlos verzögerte Start der Verabreichungen rund um den Jahreswechsel 2020/2021, obwohl die Impfstoffe bereits geliefert waren, der durch und durch nutzlose Lockdown für Ungeimpfte und natürlich die nicht durchdachte allgemeine Impfpflicht, die angekündigt, beschlossen, aber glücklicherweise nie umgesetzt wurde.

Österreich und Impfungen. Das wird keine Liebesgeschichte mehr.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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