Ein Brauer in der südukrainischen Stadt Mykolajiw macht Craftbeer-Sorten mit Tomaten und Zitronengras-Bouquet. Doch eine wichtige Zutat ist kriegsbedingt Mangelware: Trinkwasser. Eine Geschichte über Bier-Begeisterung und darüber, wie man sein Business selbst durch widrigste Bedingungen bringt.
Die schwarz-rot gemusterte Dose macht beim Öffnen einen lauten Knack. Dmitro Woloschenko leert das Bier in ein Glas. Heraus kommt eine rote Flüssigkeit. Es ist Tomatin, eines von Woloschenkos vielen Craftbieren, ein Bier mit den berühmten, sonnengereiften Tomaten aus dem Gebiet Cherson. „20 Prozent Tomatenpüree“ beinhalte das Getränk, sagt Dmitro, Dima genannt, und überreicht das Glas. Tomatin schmeckt ein bisschen wie aufgespritzter Tomatensaft, nur viel würziger, komplexer, pikanter. Die Geschmacksrezeptoren sind ganz aufgeregt. „Wow!“
Auf Dima Woloschenkos bärtiges Gesicht legt sich ein verschmitztes Lächeln. „Nicht wahr?“ Das Tomatenbier verkauft sich gut. „Wir müssen Neues brauen“, sagt er.
Dima führt durch seine Brauerei in der südukrainischen Stadt Mykolajiw. Weiße Wände, blank geputzter Fliesenboden, metallisch glänzende Biertanks. Dima ist 36 Jahre alt und begeistert von Bier. Von dem Getränk, insbesondere von seinen eigenen ungewöhnlichen Sorten, kann er stundenlang erzählen. Von Asia Sour, dem Bier mit Galgant- und Zitronengras-Note, das er für einen befreundeten Betreiber einer Asia-Bar in Odessa kreierte. Von Linyvko, dem „faulen“ Bier mit Schokoladen- und Kaffeegeschmack. Vom Anti Imperial Sour Ale oder seiner Holly Milk, einem cremig-fruchtigen India Pale Ale (IPA).