Studie

Ältere werden bei Bewerbungen ungleich behandelt

Die Arbeitslosigkeit dauert umso länger, je älter man wird.
Die Arbeitslosigkeit dauert umso länger, je älter man wird.GEORG HOCHMUTH
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Menschen über 50 Jahre und Langzeitarbeitslose werden seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen als jüngere Bewerber und welche, die erst kurz arbeitslos sind.

Trotz Personalmangel und dem Bewusstsein, dass es mehr Arbeitskräfte am heimischen Arbeitsmarkt braucht, haben ältere Personen mit Diskriminierung zu kämpfen. Sie werden seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen als jüngere Bewerber und welche, die erst kurz arbeitslos sind, wie eine aktuelle Studie des Arbeitsmarktservice (AMS) zeigt. Der Dienstleister startet daher eine Werbekampagne, die an Firmen appelliert, sich für Ältere und Personen, die schon länger auf Jobsuche sind, zu öffnen.

Diskriminierung passiert oft unbewusst

Für die Analyse wurden 800 Bewerbungen auf 400 offene Stellen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland verschickt. Die Idee dahinter sei, zwei fiktive Bewerber, die sich in allen Merkmalen ident sind mit der Ausnahme des Testmerkmals – also dem Alter oder der Dauer der Arbeitslosigkeit – bewerben sich auf dieselbe Stellenausschreibung. Durchgeführt wurde die Studie bei Lebensmitteleinzelhändlern und Elektroinstallationsunternehmen.

Der Studie zufolge, kam es bei zwölf Prozent der Bewerbungen zu einer Ungleichbehandlung aufgrund des Alters. Bei sieben Prozent der Bewerbungen fand eine Diskriminierung aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit statt. Trafen beide Faktoren zu, war der Effekt stärker, wie am Dienstag bei der Präsentation bekannt wurde.

„Um den Personalmangel zu lindern, ist man gut beraten, auch die eigenen Rekrutierungsprozesse zu reflektieren“, sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf zu den Studienergebnissen. Viele Betriebe seien bereits vorbildlich und haben ein Auge darauf, keine Ungleichbehandlung aufkommen zu lassen, allerdings: „Möglicherweise passieren manche Ungleichbehandlungen ja auch unbewusst“, rät der Arbeitsmarktexperte den Personalabteilungen, die eigene Vorgehensweise bei Bewerbungsprozessen zu reflektieren.

„Aufmachen statt Zumachen“

Österreich leide derzeit unter einem Arbeitskräftemangel. Das liege auch daran, dass die geburtenstarken Jahrgänge der zwischen 1955 und 1970 geborenen Menschen in Pension gehen und weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt kommen. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigen, die über 50 Jahre alt sind, hat sich seit 1990 verdreifacht. Waren es 1990 rund 375.000, so sind es heute über 1,14 Millionen. Analysen der Arbeitslosenstatistiken zeigen, dass die Arbeitslosigkeit umso länger dauert, je älter man wird.

Das AMS wirbt in den nächsten Wochen im Fernsehen, Radio und in Zeitungen sowie online für mehr Offenheit bei der Personalsuche. Die Werbung richtet an Unternehmen die Botschaft „Aufmachen statt Zumachen“ und fragt „Wie offen sind Sie bei der Personalsuche?“. Die Kampagne soll auch helfen, mögliche Vorurteile, mit denen ältere und langzeitarbeitslose Menschen konfrontiert sind, abzubauen. (APA)

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