Mode

Micro-Trends auf TikTok: In neun Sekunden zum Einheitsbrei

Im Webshop Vivkitsch und bei Pop-ups vertreibt Vivienne Riepl Mode aus zweiter Hand.
Im Webshop Vivkitsch und bei Pop-ups vertreibt Vivienne Riepl Mode aus zweiter Hand. Clemens Fabry
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Modemagazine waren einmal. Die junge Generation holt sich ihre modische Anregung heute via TikTok. Micro-Trends verdrängen dort Subkulturen und führen fast schon zur Uniformität.

Biker Boots und rotes Leder. Wer modeaffin (und jünger als 25) ist, hat von diesen Trends gewiss längst Notiz genommen. Seit Frühsommer werden sie auf der Videoschnipselplattform TikTok propagiert. Binnen weniger Sekunden berichten dort junge Menschen, was es im Herbst zu tragen gilt – und was nicht. „Diese riesengroßen Crossbody-Bags werden bald überall sein“, hört man dort. Tatsächlich stiegen die Suchanfragen danach im dritten Quartal der Modeplattform Lyst zufolge um knapp 40 Prozent. Und: „Weinrot wird kommende Saison definitiv zum Trend“, nicht selten folgt die Kaufempfehlung. Gut gemacht, sammelt ein solches Video schnell einmal mehrere Tausend Klicks, in manchen Fällen gar Millionen. Das Ausmaß ist denkbar, auch weil der Algorithmus ähnliche Inhalte wiederum befeuert. Auf ein Video rund um den neuen Trendstiefel folgen an die zehn weitere.

„Vor allem junge Leute holen sich dort Anregungen. Ich denke schon, dass die Kreativität des Einzelnen darunter leidet“, sagt Vivienne Riepl, Gründerin des Secondhandshops Vivkitsch. Was auf der Plattform passiert, nennt die 24-Jährige eine „modische Reizüberflutung“. Dem Einfluss könne man sich kaum entziehen, das merke sie auch selbst. Rote Teile springen ihr fortan vermehrt ins Auge, dabei versucht sie eigentlich, sich privat von ausgewiesenen Trendinhalten auf der Plattform eher fernzuhalten, holt sich modische Inspiration eher aus Kultserien und -filmen, etwa „Sex and the City“. Trotzdem: „Unterbewusst ziehen uns die Inhalte allesamt in eine Stilrichtung.“

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