Erste Bank Open

Boris Becker: „Wenn man Djoković lässt, gewinnt er noch zehn Grand Slams“

Gespräch unter Freunden und Ex-Rivalen: Boris Becker und Thomas Muster.
Gespräch unter Freunden und Ex-Rivalen: Boris Becker und Thomas Muster.APA
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In Wien sprach die deutsche Tennislegende Boris Becker über seinen neuen Job als Trainer von Holger Rune, die „Big 3“ und das Ablaufdatum seines Ex-Schützlings Novak Djoković. „Er siegt weiter.“

Es war ein kleiner Interviewmarathon, den Boris Becker am Dienstag in Wien im Rahmen der Erste Bank Open hingelegt hatte: Auftritt als Speaker beim „Fifteen Seconds Sports“-Networking-Event, dann zur Pressekonferenz, und zum Abschluss ein Talk mit Thomas Muster. „Um 16 Uhr stehe ich hoffentlich in der Halle in Basel“, sagte Becker und sprach sogleich sein neues Trainer-Engagement mit Holger Rune an.

Der Däne absolviert Dienstagabend sein Erstrundenspiel beim Parallelturnier in der Schweiz, weswegen es sein Coach besonders eilig hatte. Rune und Becker hatten sich erst kürzlich nach einer gemeinsamen Trainingswoche in Monte Carlo auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Der 20-Jährige gilt als hochtalentiert, ist die Nummer sechs der Welt, in den vergangenen Monaten aber hagelte es Erstrundenniederlagen.

Jetzt soll Becker mit all seiner Erfahrung helfen. „Holger erlebt gerade eine herausfordernde Zeit. Aber genau in so einer Phase ist ein Spieler sehr offen, da kannst du wirklich etwas verändern“, erklärte der 55-Jährige, der für seine Aufgabe brennt. „Ich werde die Vorhand korrigieren, das Training gestalten, eine Matchstrategie zurechtlegen. Tennis ist immer noch meine große Leidenschaft, meine Liebe.“

Erfahrungsschatz

Becker weiß, was es braucht, um große Titel zu gewinnen. Als 17-Jähriger triumphierte er als bis heute jüngster Spieler 1985 in Wimbledon. 49 Titel schmücken seine Vita. Die Weltrangliste führte „Bumm-Bumm-Boris“ zwölf Wochen an. Dass Becker einer der mental stärksten Spieler seiner Zeit war, ist naheliegend. „Aber was ist mentale Stärke denn überhaupt?“, fragte Becker am Dienstag. Schläge und Physis seien die Grundvoraussetzung. „Sie müssen da sein, damit es überhaupt zur Frage der Einstellung, der Mentalität kommt.“ Nur wer selbst große Endspiele bestritten habe, Sieg und Niederlage kenne, der wisse, wie sich ein Spieler fühle, was er wann benötige. „Ich habe diese Situationen als Spieler und als Trainer erlebt.“

Drei Jahre lang war Becker Trainer von Novak Djoković. 2016 trennten sich die Wege nach sechs gemeinsamen Grand-Slam-Erfolgen. Heute führt der Serbe immer noch die Weltrangliste an und ist mit 24 Major-Triumphen mittlerweile alleiniger Rekordhalter. Ob Djoković ein Ablaufdatum habe? „Die Konkurrenz ist gefragt“, sagt Becker. „Wenn man ihn lässt, wird Novak noch zehn Grand Slams gewinnen. Von sich aus hört er nicht mit dem Gewinnen auf.“

Egal wie gut sich die aktuelle Generation rund um Carlos Alcaraz, Jannik Sinner oder Holger Rune auch entwickeln werde: Eine Ära wie jene der „Big 3“ mit Djoković, Rafael Nadal und Roger Federer werde die Tenniswelt nie wieder erleben, glaubt Becker. „Dass drei Spieler 20 oder mehr Grand Slams gewinnen, ist außergewöhnlich. Sie haben einen Boom ausgelöst, wie ihn der Tennissport zuvor noch nie erlebt hat, obwohl es zuvor schon Borg, McEnroe, Sampras oder Agassi gab.“

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