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Die Liftkartenpreise steigen?

Historisches Großonkel-Geschäft: Es gab Amansis-Faltboote und Amansis-Skikanten, und Otto wäre unstolz auf mich.
Historisches Großonkel-Geschäft: Es gab Amansis-Faltboote und Amansis-Skikanten, und Otto wäre unstolz auf mich.
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Ich meide Skitouren weiterhin. Ich mag trichterförmige Schlangen.

Ich bin auf dem Gebiet des Skifahrens ein Junkie. Und ich konsumiere ­meinen Stoff in der mir gebräuchlichen Mischung – ich benötige Aufstiegshilfen. Denn ich misstraue Tiefschnee. Niemals werde ich eine Skitour gehen können, ohne darüber zu trauern, dass es irgendwo in diesen Bergen, nicht allzuweit, Seilbahnen, Sessellifte, Schlepplifte oder gar Riesenslalomstrecken mit automatischer Zeitmessung gibt. Dann noch die Lawinen, also nein danke. Ich will elektrisch auf Berge transportiert werden, um sie mehrmals hintereinander von oben herabzurasen. Als Pistenfloh in trichterartigen Schlangen zu ­stehen, das ist mir ganz recht. Alles, nur nicht mit Fellen gipfelwärts, womöglich in der allerperversesten Form, pistennah unter dem Lift nach oben ­schlurfend.

Klar würden mich meine Amanshauser-Vorfahren belächeln, Skipioniere, die vor etwa 100 Jahren einige Büchlein über Skifahrtechnik herausgaben. Sie führten eine Skischule und ein Sportgeschäft, in dem sie die selbst fabrizierten Skikanten namens Amansis verkauften.

Mein Hauptproblem sind aber die heutzutage unverschämt auf meiner Nase tanzenden Skigebietspreise. Da auch die Gastronomiepreise Tango tanzen, während meine Einkünfte als Selbstständiger nicht kollektivvertraglich steigen, sondern vielmehr foxtrottelig sinken, habe ich mich längst auf unterkunft­loses tageweises Skifahren umgestellt.

In diesem Skiprekariat erfahre ich nun, die Tageskarten-Preise würden 2023/24 jenseits der Inflationsrate zulegen. Einer der Tiroler Seilbahn-Opas nannte das im Radio ein „differenziertes Angebot“. Das Skifahren am Arlberg kostet 75, in Schladming 73,50 und Kitzbühel 72  Euro täglich. Da ich zwei Kinder mitzahle, dreht es mir da Magen wie Geldtasche um.

In der zukünftigen Klimawandel-Welt, wenn niedriger gelegene Skigebiete auf Curling umstellen müssen, wird die pekuniäre Explosion dem Sport einen idiotischen Luxuscharakter verleihen, während ich, bei stagnierenden Zeilenhonoraren, in schneefreie, unpompöse Gefilde absinke. Zum Teufel, moderne Welt, willst du mich ernsthaft auf Touren schicken, in Lawinen hetzen?  (Die Presse Schaufenster, 20.10.2023)

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