Die EZB hat den Leitzins vorerst bei 4,5 Prozent belassen. Doch wird das reichen? Anlageexperte Wolfgang Habermayer erklärt, welche Auswirkungen die Geldpolitik in Europa und den USA für Anleger hat.
Die Hoffnung auf eine Aktien-Jahresendrallye im vierten Quartal war wohl verfrüht: Der Hamas-Überfall auf Israel und die Reaktion Israels sowie die schwindende Aussicht auf baldige Zinssenkungen in Europa und den USA haben für erhöhte Nervosität an den Aktienmärkten gesorgt. Die EZB hat am Donnerstag eine Zinspause eingelegt und die Leitzinsen bei 4,5 Prozent belassen, eine Senkung ist vorerst nicht in Sicht.
Externe Ereignisse wie Kriege hätten meist nur kurze Auswirkungen auf die Märkte, stellt Wolfgang Habermayer, Gründer und Geschäftsführer von Merito Financial Solutions, fest. Wenn der Konflikt sich aber ausbreite, könnte das massive Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben. Ähnliches gelte für den Einfluss des Kriegs auf die Rohstoff- und Energiemärkte. Der Ölpreis war infolge des Kriegsausbruchs in die Höhe geschnellt, aber nicht so stark wie nach dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs.
Eine solche Ölpreiserhöhung könnte wohl die Inflation antreiben, aber nicht die Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise), gibt Habermayer zu bedenken. Zumindest gäbe es keine unmittelbaren Auswirkungen. Und die Kerninflation sei es, die die Notenbanken bei ihren Zinsentscheidungen im Auge haben. Sprich: Einen zinstreibenden Effekt sollte der neue Krieg wohl nicht haben. Und die steigenden Zinsen waren es, die im Vorjahr den Aktien- und Anleihemärkten besonders stark zugesetzt haben.