Glaubensfrage

Nach der Bischofssynode: Welche Kirche will Papst Franziskus?

Papst Franziskus im Kreis von Kardinälen
Papst Franziskus im Kreis von KardinälenReuters / Guglielmo Mangiapane
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Mit aller Macht immer wieder gebetsmühlenartig gegen den Klerikalismus: Kaum jemand hat den Kampf so auf seine Fahnen geschrieben wie Papst Franziskus. Will er seine Mitarbeiter vertreiben?

„Man braucht nur in die kirchlichen Schneidereien in Rom zu gehen, um den Skandal der jungen Priester zu sehen, die Soutanen und Hüte oder spitzenbesetzte Roben anprobieren. Der Klerikalismus ist eine Geißel; er versklavt das treue, heilige Volk Gottes.“

Von wem diese Kritik voller Empörung stammt? Aus dem Mund eines externen Kirchenkritikers? Kaum anzunehmen. Der hätte den letzten Halbsatz sicher nie und nimmer über seine Lippen gebracht. Von einem internen Kirchenkritiker, einer basiskirchlich, befreiungstheologisch bewegten Theologin? Einem Spät-Kirchenvolks-Begehrer? Einem versprengten Pfarrerinitiative-Aktivisten? Wäre alles recht plausibel. Ist aber relativ weit daneben gezielt.

Eine Strafpredigt

Es war das Oberhaupt der Katholiken selbst, das diese Strafpredigt gehalten hat. In der letzten Phase der an diesem Sonntag zu Ende gehenden Bischofssynode hat Papst Franziskus dort in seiner Muttersprache Spanisch ein klares Plädoyer für Laien im Allgemeinen und Frauen im Besonderen gehalten. Schön.

Und eben Klerikalismus angeprangert. Auch schön. Aber er hat das alles andere als zum ersten Mal getan. Weshalb nur geht er fortwährend gegen seine eigenen hauptamtlichen und geweihten Mitarbeiter vor?

Welche Kirche will dieser Papst? Eine ohne Kleriker? Eine wie es sie schon in Amazonien seit vielen Jahren auch von der interessierten Öffentlichkeit kaum beachtet wegen der gigantischen Distanzen, der mikroskopisch kleinen Bevölkerungsdichte und dem drückenden Priestermangel schon gibt?

Kein Papst der jüngeren Geschichte hat so oft frei (halb)öffentlich gepredigt und gesprochen wie der laut kirchenamtlicher Zählung 265. Nachfolger des Apostelfürsten Petrus. Papst Franziskus scheut nicht davor zurück. Er ist auch diesbezüglich das Gegenmodell zu seinem unmittelbaren Vorgänger Benedikt.

Welch Gegensatz zum professoralen Benedikt!

Der frühere Professor, Korrektheit in Person, las mehr oder weniger ausschließlich vom Blatt ab. Es musste auch alles hieb- und stichfest sein, wenn der Papst spricht. Anspruch: Beinahe Ewigkeitswert. Deutsche Theologie ist mittlerweile nicht mehr gefragt im Vatikan. Auch nicht deutsche Besserwisserei, wie sie manchmal in Debatten um Kirchen-Reformen aufblitzt, die es der Weltkirche abzutrotzen gilt.

Papst Franziskus muss selbstverständlich zwar auch oft genug zu allerlei Anlässen Redetexte verlesen, deren spritus rector er zwar sein mag; die aber einer seiner Vertrauten für ihn verfasst haben muss. Die freie Rede hingegen scheint er zu lieben. Dass es dabei manchmal auch zu gewissen Unklarheiten oder Zweideutigkeiten kommt, nimmt er in Kauf. Unfehlbarkeit im Vatikan, auch das war gestern.

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