Nachruf

Matthew Perry tot: Er verlieh „Friends“ den Biss

Er sorgte mit scharfem Witz für die dunkleren Töne im „Friends“-Seriensextett: Matthew Perry.
Er sorgte mit scharfem Witz für die dunkleren Töne im „Friends“-Seriensextett: Matthew Perry.Jon Ragel / Avalon
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Als spitzzüngiger Ironiker Chandler Bing war er unvergesslicher Teil der 1990er-Kultserie „Friends“. Nun ist der US-kanadische Schauspieler Matthew Perry im Alter von 54 gestorben.

Sarkasmus gilt den Wenigsten als charmant. Umso mehr zeugt es vom Talent des Schauspielers Matthew Perry, dass er es in seiner Lebensrolle war. Chandler Bing, einer der sechs titelgebenden Spezis aus der kultigen 1990er-Sitcom „Friends“, ist stets sarkastisch, spöttisch und spitzzüngig: Einer, der nicht umhinkann, jeden vermeintlichen Fehltritt, jede noch so kleine Achtlosigkeit seiner fünf New Yorker Freunde mit einem beißenden Kommentar zu quittieren.

Eine gewisse Bitternis umspielt dabei seine meist hängenden Mundwinkel. Manchmal wirken die fahrigen Bewegungen des Gelegenheitsrauchers latent aggressiv, sein oft skeptischer und befremdeter Blick kann seine Verhärmtheit nicht immer verbergen. Und doch lieben wir Kinder der Neunziger diesen mürrischen Kerl: für seine Schlagfertigkeit und seinen cleveren Schmäh, der immer geistreich und gewitzt auf den Punkt bringt, was gerade schiefliegt. Und weil wir wissen, dass er eigentlich ein ganz Lieber ist, der nur in den Arm genommen werden will.

Perry, der 1969 in den USA geboren wurde, aber in Kanada aufwuchs, spielte Chandler zehn immens erfolgreiche TV-Staffeln lang – von 1994 bis 2004. Im charakterlich diversen „Friends“-Sextett war er der Stellvertreter aller Kritiker, Zyniker und Ironiker – und sorgte nebst Frohnaturen wie Phoebe (Lisa Kudrow) und Joey (Matt LeBlanc) für die dunkleren Töne. Auch Perrys echtes Leben war von solchen nicht frei. In seinen Memoiren schrieb er darüber, wie die Trennung seiner Eltern – einem US-Schauspieler und einer kanadischen Journalistin – seinen Geltungsdrang befeuerte und ihn später, als Superstar, zu einem „Touristen im Land der Nüchternheit“ machte. Oft landete er in Entzugskliniken – und stiftete 2013 selbst eine Nachsorge-Einrichtung für Abhängige.

Der Showbiz-Durchbruch kam früh für Perry, der in seiner Jugendzeit noch als Tennishoffnung gehandelt wurde: Bereits mit 24 wurde er, nach ein paar TV-Nebenrollen, ein Teil des „Friends“-Ensembles. Chandler sagte ihm unmittelbar zu: „Es war, als wäre mir jemand ein Jahr lang gefolgt und hätte meine Witze geklaut, meine Eigenarten kopiert“, so Perry. Die Serie war für den Jungspund zugleich Startrampe und Sackgasse: Ihr überwältigender Welterfolg brachte ihm Ruhm, Reichtum und popkulturelle Unsterblichkeit, erschwerte aber – wie so oft bei Sitcom-Berühmtheiten – Perry Versuche, sich unabhängig von „Friends“ als Schauspieler zu etablieren. Es blieb bei einer Handvoll markanter Filmauftritte, etwa in der Rom-Com „Fools Rush In – Herz über Kopf“ (mit Salma Hayek) und in der Krimikomödie „Keine halben Sachen“ (mit Bruce Willis). Danach trat Perry vor allem in kleineren TV-Serien auf.

Chandler wird derzeit neu endteckt

Am Samstag wurde der 54-jährige leblos in seinem Haus aufgefunden. Hollywood reagierte schockiert. Auch Kanadas Premier Justin Trudeau, der mit Perry zur Schule ging, tat auf X seine Trauer kund. Die Klärung der Todesursache würde dauern, so die Polizei. Jetzt schon klar ist, dass Perrys Beitrag zu „Friends“ nachhaltig war: Viele TV-Hits der 1990er-Jahre werden derzeit von den Jüngeren neu entdeckt, auch Chandler erfreut sich darob frischer Beliebtheit. Dass er die allererste „Friends“-Hauptfigur ist, deren Darsteller das Zeitliche gesegnet hat, würde er bestimmt mit Humor nehmen. Und mit einem geistreichen Kommentar quittieren.

Von links nach rechts: Lisa Kudrow (Phoebe Buffay), Matthew Perry (Chandler Bing), Jennifer Aniston (Rachel Green), David Schwimmer (Ross Geller), Courteney Cox (Monica Geller) & Matt Leblanc (Joey Tribbiani)
Von links nach rechts: Lisa Kudrow (Phoebe Buffay), Matthew Perry (Chandler Bing), Jennifer Aniston (Rachel Green), David Schwimmer (Ross Geller), Courteney Cox (Monica Geller) & Matt Leblanc (Joey Tribbiani)(c) imago images/Mary Evans

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