Gazastreifen

Mutmaßliche Hamas-Terrorzentren: Evakuierung der Krankenhäuser „unmöglich“

Ein Bild aus dem al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt.
Ein Bild aus dem al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt.APA / AFP / Dawood Nemer
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Israels Aufforderung, den Norden des Gazastreifens – und auch das größte Krankenhaus in Gaza-Stadt – zu räumen, verhallt angesichts der humanitären Krise. UNO-Organisationen sagen, dass eine Evakuierung der großen Krankenhäuser unmöglich sei. Auch Unverletzte suchen dort Schutz.

Es sind dringliche Appelle, die aus Israel in Richtung der Zivilbevölkerung in Gaza-Stadt und Umgebung zu hören sind. Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte, der vor längerer Zeit ergangene Aufruf an die Palästinenser, den Norden des Gazastreifens und Gaza-Stadt in Richtung Süden zu verlassen, sei nun „dringend“. „Wir betonen heute, dass dies ein dringender Aufruf ist“, sagte Sprecher Daniel Hagari bei einer im Fernsehen übertragenen Besprechung am Sonntag.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigte sich besorgt über eine Evakuierungswarnung Isarels für das al-Quds-Krankenhaus in Gaza. „Der Bericht des Palästinensischen Roten Halbmonds über Evakuierungsdrohungen für das al-Quds-Krankenhaus in Gaza ist zutiefst besorgniserregend“, schrieb Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Social-Media-Plattform X. Es sei „unmöglich, Krankenhäuser voller Patienten zu evakuieren, ohne ihr Leben zu gefährden“, warnt der WHO-Chef.

„Abertausende Patienten, die nicht verlegt werden können“

Auch die UN-Flüchtlingshilfe UNRWA mahnt: Die Menschen in den Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens seien körperlich nicht in der Lage, nach Süden zu ziehen. Tom White von der UNRWA wiederholte die schon zuvor immer wieder gehörten Aussagen von Ärzten und anderen Wohltätigkeitsorganisationen: Es sei unmöglich, Patienten aus Krankenhäusern wie al-Quds im Norden des Gazastreifens zu verlegen. „Viele Menschen im Norden suchen Schutz in UNRWA-Schulen, sie suchen Schutz in Krankenhäusern“, sagte White. „Ich war diese Woche in einem der Krankenhäuser, und es gibt Hunderte und Aberhunderte von Patienten, die nicht verlegt werden können.“

Viele Menschen im Norden – nicht nur Patienten – könnten „nicht umziehen, weil sie physisch nicht über die Transportmittel und die Mittel verfügen“. Die Menschen seien „sehr hungrig, sehr durstig und sehr verängstigt“, viele ernährten sich von Brotstücken, und „wenn wir können, besorgen wir ihnen Konserven“.

Kommandozentralen der Hamas unter Krankenhaus?

Israels Armee hatte zuvor unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mitgeteilt, die Hamas nutze das Shifa-Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum. In Videodarstellungen waren tief in der Erde unter der Klinik zahlreiche Kontrollräume und Verbindungstunnel zu sehen. Die Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, bestritt die Nutzung des Krankenhauses für „militärische Zwecke“.

„Hamas-Terroristen operieren innerhalb und unter des Shifa-Krankenhauses“, sagte Militärsprecher Daniel Hagari am vergangenen Freitag. Zu der unterirdischen Basis führten Tunnel von außerhalb, zudem gebe es innerhalb der Klinik einen Eingang. Auch andere Spitäler würden für die Zwecke der Islamisten missbraucht. „Die Hamas führt Krieg aus Krankenhäusern heraus“, sagte Hagari.

Das Militär veröffentlichte eine Animation zu den angeblichen Hamas-Zentralen, die auch der israelische Ministerpräsident, Benjamin Netanjahu, etwa via X teilte. (APA/ag./red.)

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