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No-Go-Nordkorea

Auch wenn Nordkorea auf der touristischen Landkarte mancher Veranstalter auftaucht – dorthin muss man aber wirklich wollen.
Auch wenn Nordkorea auf der touristischen Landkarte mancher Veranstalter auftaucht – dorthin muss man aber wirklich wollen.IMAGO/Chinese embassy in the DPRK
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Die Welt gerät aus den Fugen. Welche Reiseziele also meiden? Eine alte, neue Reisefrage.

Oft werde ich gefragt, in welche ­Länder ich nie reisen würde? Nun, nach Nordkorea begebe ich mich garantiert nicht. Es mag paranoid-wichtig­tuerisch klingen, aber mir macht dessen Geheimdienst irgendwie Angst. Womöglich ergoogeln die sogar diese Zeilen, herzlichen Gruß! Seit der Ermordung des 22-jährigen US-Studenten Otto Warmbier (1994–2017), der in einem Hotel in Pjöngjang – falls überhaupt – ­ein Propaganda-Banner als Souvenir abmontiert hatte und danach eine ­Verurteilung zu 15 Jahren Arbeitslager gewärtigte, die ihn letztlich das Leben kostete, habe ich mit dem mörderischen Reich des Kim Jong-un abgeschlossen.

Jemand könnte einwenden: „Geschieht Unrecht nicht überall? Da bleibt uns ja kein Reiseziel!“ Stimmt, ich etwa bereiste die Trump-USA mit ihrem strukturellen Rassismus, fuhr in den Homosexuelle mordenden Iran, und gern bin ich in Ungarn, wo ständig eine Abrissbirne namens Orbán gegen die Mauern der Demokratie kracht – soll ich nirgends mehr hin? Nein! Bei den genannten Ländern hege ich Hoffnungen, fühle mich da mehr oder minder wohl. Für Reisen zu schurkenhaftigeren Staaten wiederum spricht das so finanzierte Wohlergehen der dort im Tourismus Arbeitenden. Oft hörte ich in Burma: „Lasst uns nicht allein!“

Was mich in den letzten Jahren nachdenklich machte, waren Reisen in muslimische Länder, bei denen ich, ungetaufter Christ, in Gesprächen stets jenen muslimischen Antisemitismus erlebte, der zum Massaker des 7. Oktober 2023 führte. Soll ich fortan islamisch geprägte Länder meiden, daheimbleiben? Wieder nein! Auch daheim gibt es solche Belästigungen, und nicht nur von Ewiggestrigen. Beizeiten wirkt auf mich schon das Schweigen zu diesem Massaker verdächtig – jedoch der Schlachtruf „Free ­Palestine“ einer europäischen „Linken“, den man jüngst wieder auf Österreichs Straßen gehört hat, bezieht sich auf absolut keinen Freiheitskampf. Vielmehr gehört er, mit seinem Zusatz „from the river to the sea“, zu den offen artikulierten ­Vernichtungsfantasien. Also besser doch weg von daheim. Ich fahre, solang es geht, weiterhin überall hin. Außer zu Diktator Kim. 

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