Musik

Neues Festival in Wien: Die Kunst, Gitarre zu spielen

Julia Malischnig mit ihrer Gitarre in der Seestadt Aspern.
Julia Malischnig mit ihrer Gitarre in der Seestadt Aspern.Luiza Puiu
  • Drucken

Julia Malischnig bringt das „Art of Guitar“-Festival in die Seestadt Aspern – und kombiniert dafür die Gitarre mit anderen Instrumenten und Tänzern.

Ihre gemeinsame Geschichte beginnt tatsächlich mitten im Schnee. Als Kind wollte die Kärntnerin Julia Malischnig ein Iglu bauen. „Wir haben etwas außerhalb gewohnt, also sind wir in die Stadt gewandert, um eine Schneeschaufel zu kaufen.“ Und dort sieht sie sie: Im Schaufenster des Spielzeuggeschäftes liegt eine kleine Gitarre. Sofort ist die Schneeschaufel vergessen. „Für mich war nur mehr die Gitarre interessant.“ Sie darf sie mitnehmen, „ab dann war sie mein ständiger Begleiter“. Malischnig ist damals vier Jahre alt.

Mehr als vier Jahrzehnte später ist die Gitarre noch immer an ihrer Seite. In Wien sitzt die international renommierte Gitarristin mit ihrem Instrument in der Seestadt Aspern und schaut auf das Wasser. Vom Millstätter See in die Seestadt, vom großen See, zum kleinen, von der kleinen Stadt in die große. Es gibt viele Parallelen, von denen Malischnig, die Haare blond, die manikürten Fingernägel nur auf einer Hand lang, wie man es von Gitarristen kennt, begeistert und erstaunt erzählt. „Wir befinden uns hier in Europas größtem Stadtentwicklungsgebiet und gleichzeitig haben viele Wiener die Seestadt noch nie besucht.“ Und so wie sie hier ein neues Gitarren-Festival etablieren will, muss sich auch die Seestadt mit ihrer Kulturgarage, in der das Festival stattfinden wird, erst etablieren. „Die ist genauso neu, wie mein Konzept und meine Philosophie hier“.

Die Gitarre und ihre Freunde

Tatsächlich hat Wien die Bandbreite, die Julia Malischnig hier am 3. und 4. November aufführen wird, wohl so noch nicht gesehen. Das zweitägige „Art of Guitar Wien“-Festival ist ein Musikfestival bei dem „die Gitarre die Gastgeberin ist. Sie lädt aber alle möglichen Künste und Künstler ein, um gemeinsam in den musikalischen Dialog zu treten.“ Heißt konkret, dass Malischnig mit elf anderen auf der Bühne stehen wird. Sechs Musiker und sechs Tänzer formieren ihr „Ritmo de la Vida“-Ensemble. Davon Tangotänzer, drei Flamencotänzerinnen und -tänzer, eine Stepptänzerin, Gitarristen, Pianisten, Akkordeonisten, spanische Cajon- und Kastagnetten-Spieler etc.

Gemeinsam ergeben sie ein musikalisches Potpourri, das zwischen verschiedenen Melodien, Klangfarben, Rhythmen und Ausdrücken oszilliert. Eine „Sprache der Welt“, wie Malischnig sagt und weit entfernt von klassischen Gitarrenkonzerten, für die sie im Studium zwar ausgebildet wurde, aber die sie selbst „nicht mehr interessiert“ haben. Ihre Vision vor 16 Jahren sei gewesen, „die Gitarre auf eine höhere Stufe zu stellen und aufzuzeigen, was mit ihr möglich ist“. Es war auch ihre Suche als Gitarristin, die international bei allen möglichen Gitarren-Großmeistern gelernt hat, ihre eigene musikalische Stimme nach dem Studium zu finden. „Wie klinge ich, was macht mich aus?“

Was die Menschen hören wollen

Bei Malischnig ist das in jedem Fall die Vielschichtigkeit. Sie selbst singt zu ihren eigenen Liedern, komponiert, holt sich eben Unterstützung von anderen Kunst und Kulturschaffenden. „Die Leute wollen Mischungen. Sie wollen möglichst viele Stimmungen, Farben, optisch und emotional erleben. Das gelingt nur durch das Zusammenspiel“, sagt sie. „Es ist auch mein Bedürfnis.“

Eines, das sie nicht nur auf ihren CDs, sondern auch seit 16 Jahren beim von ihr initiierten „La Guitarra Esencial“-Festival in ihrer Heimat Millstatt erfolgreich auslebt und seit fünf Jahren beim „La Guitarra“-Festival im Tiroler Erl. Daher geht jetzt auch das neue Wiener Festival weit über die reine Musik hinaus. Am ersten Tag spielt Tommy Emmanuel, international bekannte Gitarrenlegende, der als Fingerstyle-Gitarrist so zu spielen vermag, dass er wie eine ganze Band klingt. Das Konzert ist allerdings schon ausverkauft. Am zweiten Tag beginnt das Festival mit einem prämierten Kurzfilm von Robert Hofferer über eine ukrainische Tänzerin, bei dem auch Malischnigs Musik vorkommt. Ebenfalls Teil der Aufführung sind die Marmorköpfe des Künstlers Harald Schreiber.

Früher Förderung ist wichtig

Daher auch der Name Festival und nicht Konzert oder ähnliches. Zu vielseitig ist das Programm. Sie hofft, dass sie den Zusehern auch damit zeigen kann, wozu die Gitarre, die ja kein klassisches Orchesterinstrument ist und daher auch keine große Lobby habe, fähig ist. „Man kann damit so viele Menschen begeistern und erreichen.“ Und: „Ich brenne für mein Instrument.“

Und sie trägt es auch in die Welt hinaus. Als Musikerin, aber auch in ihrer Heimat Kärnten, in die die weitgereiste Musikerin zurückgekehrt ist, um jetzt dort auch als „Fachbereichsleiterin: Künstlerische Entwicklung“ in den Kärntner Landesmusikschulen tätig zu sein. „Mir ist es wichtig, dass es den Menschen noch viel mehr bewusst ist, wie wichtig Musik für uns ist.“ Und Kinder in ihren Talenten früh zu fördern. Weil sie überzeugt ist, dass man sehr viel im Leben erreichen kann, wenn man für etwas brennt. Sie weiß es, weil sie selbst gefördert wurde. Damals als ihre große Leidenschaft für die Gitarre mit vier Jahren begann.

Auf einen Blick

Art of Guitar Wien heißt das Festival, das Julia Malischnig in der Kulturgarage der Seestadt Aspern ins Leben gerufen hat. Am 3. und 4. November spielen Größen wie der Fingerstyle-Star Tommy Emmanuel, aber auch Malischnig im Ensemble, etwa mit Gitarrist Cecilio Perera, Akkordeonist Klaus Paier, den Flamencotänzerinnen Las Hermanas und Stepptänzerin Sabine Hasicka. 

Web: www.gitarrenfestival.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.