Wien

Nein, der „WirWasser“-Brunnen kostet keine 22 Millionen Euro  

Acht Monate baute die Künstlergruppe Gelitin am Jubiläumsbrunnen ‚WirWasser‘
Acht Monate baute die Künstlergruppe Gelitin am Jubiläumsbrunnen ‚WirWasser‘ APA / Comyan / Robert Jaeger
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In Sozialen Medien verbreitet sich eine Falschinformation über die Kosten des neuen Brunnens im Sonnwendviertel, der von der Wiener Künstlergruppe Gelitin gestaltet wurde. Die Kosten sind weit niedriger als kolportiert.  

Drei Jahre lang plante die Wiener Künstlergruppe Gelitin (oder Gelatin) jenen „Jubiläumsbrunnen“, den sich die Stadt Wien zum 150. Geburtstag der Eröffnung der ersten Wiener Hochquellenleitung gönnt. Acht Monate baute die Gruppe daran. Vergangene Woche wurde der Brunnen mit dem Titel „WirWasser“ im Sonnwendviertel eröffnet. Über die Kosten gibt es nun aber Diskussionen: Der finanzielle Aufwand für den Brunnen belief sich mit allen relevanten Kosten auf etwa 1,8 Millionen Euro. In Sozialen Medien ist von 22 Millionen die Rede.

Zwei Postings aus Polen mit vielen Aufrufen

Woher die Behauptung der hohen Kosten stammt, ging der APA-Faktencheck nach. Ganz exakt lässt sich das demnach nicht zurückverfolgen. Fest steht nur, dass zwei Postings einer Person aus Polen auf Facebook und X (ehemals Twitter) zusammen ungefähr 450.000 Aufrufe bekommen haben und somit zur Verbreitung der Falschinformation beigetragen haben.

Die genannte Summe ist weit weg von der Realität. Informationen der Stadt Wien zufolge kostete der Brunnen 1,8 Millionen netto. „Darin inkludiert sind die Planung, der künstlerische Wettbewerb, die Projektumsetzung, die künstlerische Gestaltung, der Bau sowie die technische Ausstattung“, heißt es in der Presseaussendung von Anfang des Sommers, also nur wenige Wochen vor der Eröffnung.

Mit Prunk von früher verglichen

Selbst die 1,8 Millionen Euro sorgen für Kritik. So kritisierte etwa die FPÖ auf Facebook den „Luxus-Brunnen“ in Zeiten der „Mega-Teuerung“. Auch die künstlerische Umsetzung gefällt nicht jedem. Auf Twitter/X verbreiten sich bereits Memes, die den „WirWasser“-Brunnen des Künstlerkollektivs „Gelatin“ mit den prunkvollen Brunnen des frühen 20. Jahrhunderts verglichen. Entsprechende Beiträge des Accounts „Culture Critics“ erreichten dabei in kürzester Zeit bereits mehrere Millionen Aufrufe.

Vor gut 20 Jahren hatten Gelitin für einen veritablen Kunst-Skandal gesorgt: In Salzburg hatten sie eine Skulptur aufgestellt, die sich wie selbst in den Mund uriniert. Nach Protesten wurde diese wieder abgebaut. Ein ähnlich provokantes Motiv ziert den sogenannten „WirWasser“-Brunnen an der Ecke Gudrunstraße/Sonnwendgasse im Wiener Gemeindebezirk Favoriten nicht. Die Installation zeigt 33 Figuren, die Seite an Seite im Kreis sitzen und somit das Wasser in ihrem Rücken in Schach halten.

Wiener Wasser

Am 24. Oktober wurde im Jahr 1873 die I. Wiener Hochquellenleitung beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz in Betrieb genommen, mit der Trinkwasser aus den niederösterreichischen Alpen nach Wien gebracht wurde.

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