Wien

Putsch in der ÖVP Hietzing gegen einzige türkise Frau an Bezirksspitze

Hietzings ÖVP-Chefin Johanna Sperker und Stadtparteiobmann Karl Mahrer.
Hietzings ÖVP-Chefin Johanna Sperker und Stadtparteiobmann Karl Mahrer. Wiener Volkspartei
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Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer muss eine Krisensitzung einberufen, Parteimanager Peter Sverak dafür sogar seinen Urlaub in Rom abbrechen: Die Hietzinger Parteichefin Johanna Sperker sollte Bezirksvorsteherin werden. Der männlich dominierte Klub rebelliert.

Keine Ruhe rund um Allerheiligen und Allerseelen in der Wiener ÖVP - ganz im Gegenteil. Die Stadtpartei ist von einer schweren Krise in einem ihrer wichtigsten Bezirke gebeutelt. In Hietzing ist eine offene Rebellion gegen die dortige Parteichefin, Klubobfrau und designierte Bezirksvorsteherin Johanna Sperker ausgebrochen.

Jetzt hat sich Landesparteiobmann Karl Mahrer kurzfristig gezwungen gesehen, eine Sitzung des Parteipräsidiums einzuberufen. Dort sollen sich ungefähr zwei Dutzend ÖVP Wien-Spitzenfunktionäre dieser Krise widmen. Landesgeschäftsführer Peter Sverak wurde auf seinem Urlaub in Rom informiert; er muss vorzeitig zurück nach Wien fliegen.

Alles schien auf Schiene

Begonnen hat die Causa mit dem auch für Parteiinsider überstürzten Rückzug von Bezirksvorsteherin Silke Kobald vor einigen Wochen. Am Dienstag soll in der Bezirksvertretung ihre Nachfolgerin gewählt werden. Bis vor kurzem war alles auf Schiene. Johanna Sperker galt als die logische Nachfolgerin. Der Vorstand der Bezirkspartei hat sie für das Amt der Bezirksvorsteherin denn auch nominiert.

Mann will Frau von Spitze stoßen

Tatsächlich gewählt wird sie aber natürlich im Bezirksparlament. Dort passierte aber höchst Unerwartetes und Ungewöhnliches. Im ÖVP-Klub wurden Unterschriften gegen die eigene Bezirkspartei- und Klubchefin Johanna Sperker gesammelt. Und für einen Mann als Nachfolger der einzigen Frau, die die Wiener ÖVP als Bezirksvorsteherin hat: Friedrich Nikolaus Ebert.

Der Hietzinger Wirtschaftsbündler und jahrzehntelange Bezirksparlamentarier verfügt für die Wahl nun über eine Mehrheit im Klub und ist drauf und dran, neuer Bezirksvorsteher in der türkisen Bastion Hietzing zu werden.

»„Mit Blick auf die Wahl 2025 brauchen wir klare Geschlossenheit.“ «

Peter Sverak

Geschäftsführer der Wiener ÖVP

Der Vorstand des Bezirks sieht sich mit seiner Entscheidung düpiert, Bezirksparteichefin Johanna Sperker sowieso. Landesobmann Karl Mahrer steht vor einem Scherbenhaufen. Gar so viele dieses prestigeträchtigen Postens Bezirksvorsteher hat seine Partei nicht mehr inne, es sind nur drei: 1. Bezirk (Markus Figl), 19. (Daniel Resch) und eben der 13. Bezirk.

Landesgeschäftsführer Peter Sverak, in Rom von der „Presse“ telefonisch erreicht, meint zu den parteiinternen schweren Turbulenzen: „Wir werden ein Mediationsverfahren einleiten. Mit Blick auf die Wahl 2025 brauchen wir klare Geschlossenheit nach außen.“

Notfallszenario

Sollte sich die Hietzinger ÖVP auf keine Kandidatin oder keinen Kandidaten als Bezirksvorsteher einigen, droht ein Notfallszenario: Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) könnte selbst jemanden in das Amt berufen. Für die Wiener ÖVP ist das ein No-Go, naturgemäß.

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