Gastkommentar

Israel hat diesen Krieg nicht gewollt

Der designierte Botschafter Israels in Wien schreibt: Nach dem 7. Oktober gibt es keine „zwei Seiten“. Entweder man steht auf der Seite eines demokratischen Staats oder auf der Seite von Terroristen.

Israel führt keinen Krieg gegen die Palästinenser, sondern gegen die Terrororganisation Hamas. Angesichts ihrer barbarischen Gräueltaten hat Israel ohne Zweifel das Recht, sich zu verteidigen. Israel hat diesen Krieg nicht gewollt, aber nach dem größten Massaker an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg werden wir mit aller Kraft kämpfen, um die Hamas und ihre Führung endgültig zu beseitigen.

Israel tut dabei alles, um Opfer unter der palästinensischen Zivilbevölkerung zu vermeiden. Es ist die in Gaza herrschende Hamas, die die alleinige Verantwortung für das Ergebnis des Kriegs trägt, den sie begonnen hat. 240 Geiseln werden in Gaza gefangen gehalten, darunter Babys und Alte, Menschen aus 41 Ländern. Israel fordert ihre sofortige und bedingungslose Rückkehr zu ihren Familien.

Nach dem 7. Oktober gibt es keine „zwei Seiten“ oder „Ausgewogenheit“. Entweder steht man auf der Seite eines demokratischen Staats, der für Menschlichkeit steht und seine Bevölkerung verteidigt, oder auf der Seite von Terroristen, die nur ein Ziel haben: so viele Juden wie möglich zu töten und den jüdischen Staat auszulöschen.

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Nicht nur die freie Welt sollte ihre eingelernten Reaktionen hinterfragen, auch die Medien sollten überdenken, „beiden Seiten“ eine Bühne zu bieten, wenn es um die Hamas geht. Die Entscheidung, dem Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde, der sich weigert, die Hamas als Terrororganisation zu bezeichnen, eine Plattform als Gegenposition zu meinem Gastkommentar anzubieten, ist ein Beispiel dafür.

Es ist ein tragisches Paradoxon, dass die Palästinensische Autonomiebehörde die Schuld bei Israel sucht, anstatt die mörderische Hamas zur Verantwortung zu ziehen. Die Hamas ist eine Bedrohung für die palästinensische Bevölkerung und kümmert sich nicht um deren Schicksal. Sie verstecken sich in Wohngebieten, missbrauchen Zivilisten als menschliche Schutzschilde und feuern von dort ihre Raketen auf Israel.

Das ist Täter-Opfer-Umkehr

Diejenigen, die wie UN-Generalsekretär António Guterres behaupten, die Angriffe seien „nicht in einem Vakuum geschehen“, fordere ich zu einem Gedankenexperiment auf, das seit dem 7. Oktober jeden Israeli beschäftigt: Denken Sie an Ihr Kind, Ihre Eltern, Ihre Großeltern, eine schwangere Freundin und Ihre Haustiere – denn auch sie wurden nicht verschont. Tauchen Sie in die dunkelsten Tiefen Ihrer Vorstellungskraft ab und malen Sie sich die schlimmsten Schicksale aus, die ihre Lieben ereilen könnten. Wenn das nicht quälend genug ist, stellen Sie sich vor, dass Ihre Lieben bald vier Wochen jenen Mördern ausgeliefert sind, die ihr bestialisches Blutbad selbst dokumentiert haben. In unseren Versuchen, das Böse zu ergründen, suchen wir oft nach Ausflüchten. Wir sehnen uns nach dem Anschein von Rationalität und geraten dabei gelegentlich in das gefährliche Fahrwasser der Täter-Opfer-Umkehr. Doch die Zeit der politischen Manöver und des Appeasement ist vorbei.

Bedauerlicherweise hat die UN-Generalversammlung nun eine Resolution verabschiedet, in der der Terrorangriff der Hamas verschwiegen wurde. Sie nennt weder die blutrünstigen Täter noch die Opfer beim Namen. Dieses eklatante Versäumnis wirft einen Schatten auf eine Organisation, die ­geschaffen wurde, um uns vor solchen abscheulichen Taten zu schützen.

Die Entscheidung Österreichs, gegen eine solche einseitige und falsche Resolution zu stimmen, gibt mir Hoffnung. Die überparteiliche Unterstützung in Österreich für diese prinzipientreue Haltung ist ermutigend und ein Beweis für Österreichs Engagement für Wahrheit und Gerechtigkeit. Ich bin stolz, Israel in einem Land zu vertreten, das diese Werte hochhält.

David Roet (*1963 in Jerusalem) ist designierter Botschafter des Staats Israel in Österreich.

Reaktionen an: debatte@diepresse.com

Dieser Text ist am Fr, den 3. November in der gedruckten „Presse“ erschienen, direkt neben dem Gastkommentar des palästinensischen Botschafters in Österreich, Salah Abdel-Shafi .

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