Offen gefragt

Birgit Minichmayr: „Dauernd zu urteilen ist befremdlich“

Birgit Minichmayr: „Diesen Anspruch, meinen Kindern eine perfekte Mutter zu sein, kann ich nicht erfüllen.“
Birgit Minichmayr: „Diesen Anspruch, meinen Kindern eine perfekte Mutter zu sein, kann ich nicht erfüllen.“Caio Kauffmann
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„Woher kommt das Bedürfnis vieler Menschen, sich einzumischen und ungefragt Erziehungstipps zu geben?“, fragt sich Birgit Minichmayr. Als sie nach der Geburt ihrer Zwillinge wieder zu arbeiten begann, versuchten ihr vor allem Männer ein „Rabenmutter“-Image zu verpassen. Ohne Erfolg.

Sie befassen sich gerade mit Queen Elizabeth, stimmt’s?

Birgit Minichmayr: Jein. Weniger mit ihr als mit dem Buch „Die souveräne Leserin“ von Alan Bennett. Es erzählt von der Queen und davon, wie sie sich vom Lesemuffel zur Verehrerin schöngeistiger Literatur verwandelt. Es ist unglaublich unterhaltsam. Ich freue mich schon darauf, vor Publikum daraus zu lesen.

Sie haben zwei kleine Kinder. Lesen Sie ihnen auch oft vor?

Ja, das tue ich. Aber sie haben es viel lieber, wenn man ihnen Geschichten erzählt. Das Problem ist nur, dass mir nicht immer etwas einfällt, was für sie interessant wäre. Darum bin ich auch so froh, dass meine Mutter und mein Freund so kreative Geschichtenerzähler sind. Sie können das viel besser.

Dass Kinder das ganze Leben verändern, weiß man schon, bevor man sie hat. Aber gab es etwas, was Sie besonders überrascht hat?

Die bemitleidenden Blicke vieler Menschen, wenn sie hörten, dass ich Zwillinge habe. „Du Arme, Zwillinge, das ist so anstrengend“, das habe ich oft gehört. Aber für mich war es völlig normal, ich kannte es ja nicht anders. Ich bin erst spät Mutter geworden und unheimlich froh darüber, dass es noch geklappt hat. Und ich bin überglücklich, zwei Kinder zu haben, die einander sehr lieb haben und viel miteinander spielen. Natürlich streiten sie auch.

Sind Sie auch schief angeschaut worden, weil Sie bald nach der Geburt wieder zu arbeiten begonnen haben?

Ja, ich habe mir Vorwürfe gefallen lassen müssen, weil ich so früh wieder ins Berufsleben zurückgekehrt bin. Dieses komische „Rabenmutter“-Image haben mir vor allem Männer verpassen wollen.

Birgit Minichmayr im Gespräch mit Judith Hecht
Birgit Minichmayr im Gespräch mit Judith HechtCaio Kauffmann

Frauen können einem das auch verpassen, vor allem dann, wenn sie es anders gemacht haben als man selbst.

Es erstaunt mich, warum sich so viele Menschen bemüßigt fühlen, sich einzumischen, sobald man Kinder bekommt. Das fängt schon in der Schwangerschaft an, wenn einem gesagt wird, was man sich am besten auf den Bauch schmieren soll. Ich weiß schon, dass es die meisten lieb meinen, aber es kann auch übergriffig sein. Für viele Tipps war ich wirklich dankbar, aber dieses Engagement, ungefragt Erziehungstipps zu geben, weil das Kind nicht das macht, was es soll, woher kommt das?

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