Analyse

Die Schwächen der chinesischen Seidenstraße

Ein Zugterminal in Chongqing, Sichuan, der den Beginn eines Eisenbahnnetzes von China nach Europa darstellt.
Ein Zugterminal in Chongqing, Sichuan, der den Beginn eines Eisenbahnnetzes von China nach Europa darstellt.Imago / Cfoto
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Dass Peking Staaten im Rahmen der „Belt and Road Initiative“ aktiv in die Schuldenfalle treibt, ist unwahrscheinlich. Doch die Gelder sind an Bedingungen geknüpft. China exportiert im Rahmen der Seidenstraße autoritäre „Soft Power“.

Zum Hafen von Hambantota an der Südküste Sri Lankas wird man heute nicht mehr vorgelassen. Wachpersonal und ein Schranken verhindern die Zufahrt zu dem Projekt, das den Begriff der chinesischen „Schuldenfallen-Diplomatie“ prägte. Noch bevor Xi Jinping 2013 offiziell den Start der „Neuen Seidenstraße“ bekanntgegeben hatte, waren Kredite in Milliardenhöhe für den Bau eines neuen Tiefseehafens geflossen. Eine wirtschaftliche Notwendigkeit für den Hafen gab es nur bedingt. Die Hauptstadt Colombo mit großen Container-Kapazitäten liegt 200 Kilometer nördlich.

So war es wenig verwunderlich, dass die Profitabilität des neuen Hafens weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Regierung von Sri Lanka saß nun aber auf einem Schuldenberg von 1,8 Milliarden US-Dollar. Das Land geriet in Zahlungsschwierigkeiten, und 2016 „einigte“ man sich darauf, den Hafen von Hambantota für 99 Jahre an China zu verpachten.

Das Projekt wurde so zum Menetekel für die Neue Seidenstraße oder „Belt and Road Initiative“: China mache sich die Welt mit seinem Geld untertan, lautet die breite Kritik aus dem Westen. Es binde Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika über vermeintlich großzügige Kredite an sich und stürze diese in eine Schuldenabhängigkeit. 2018 warnte die australische Entwicklungsministerin Concetta Fierravanti-Wells vor „Weißen Elefanten im Pazifik“ – eine Metapher für Projekte, die viel Geld kosten, aber wenig Nutzen bringen. Barack Obama hatte schon 2015 in einem Interview mit der BBC auf Chinas Strategie hingewiesen, sich gegen Geld die Rohstoffe Afrikas zu sichern. Doch so einfach ist es nicht. 

Zum Autor

Philipp Mattheis ist Journalist und Autor des Buches „Die dreckige Seidenstraße. Wie Chinas Wirtschaftspolitik weltweit Staaten und Demokratien untergräbt”, das im Mai 2023 im Goldmann Verlag erschien. Er arbeitete lange Jahre Auslandskorrespondent in China und in der Türkei und lebt derzeit in München.

Der Text stammt aus der neuen Ausgabe des Magazins „Der Pragmaticus“.

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