Glosse

Was macht John Wick beim Nova Rock?

Kennen Sie diesen Bassisten? Rechts im Foto der Rockband „Dogstar“: Hollywood-Held Keanu Reeves.
Kennen Sie diesen Bassisten? Rechts im Foto der Rockband „Dogstar“: Hollywood-Held Keanu Reeves. Nova Rock
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Die größte Überraschung beim kommenden Nova Rock: „Dogstar“, die Band mit Keanu Reeves am Bass. Der „John Wick“-Star ist nicht der einzige Hollywood-Schauspieler, der gern die Boxen zum Beben bringt.

Wer rockt das Nova Rock 2024? Das steht inzwischen so gut wie fest. Und überrascht kaum. Green Day, Sum 41, Sportfreunde Stiller & Co: Die gitarrenlastigen Neunziger und frühen Nullerjahre leben im burgenländischen Nickelsdorf wieder auf. Wie jedes Jahr. Doch ein Bandname unter den weidlich (und nur selten weiblichen) Bekannten lässt kurz aufhorchen: Dogstar. Dahinter verbirgt sich nämlich ein Trio mit Hollywood-Power: Eines seiner Mitglieder hört auf den klangvollen Namen Keanu Reeves.

Will der Leinwandheld aus Blockbuster-Klassikern wie „Matrix“ und zeitgenössischen Kassenschlagern wie „John Wick“ (Teil eins bis vier) jetzt etwa auf Rampensau umsatteln? Womöglich, weil der Streik der Schauspieler in der Traumfabrik immer noch andauert? Mitnichten: Dogstar sind – wie könnte es beim Nova Rock anders sein – schon seit den 1990er-Jahren aktiv. Und Keanu übt sich als Musiker in Bescheidenheit, buhlt nicht am Mikro um Aufmerksamkeit, begnügt sich mit der Nebenrolle des Bassisten.

Das passt durchweg zum Image des Superstars, der sich in den letzten Jahren den Ruf des nettesten Kerls in Hollywood erarbeitet hat. So einer hat kein Problem damit, auch mal am Rand zu stehen und diskret für groovy Bauchgefühle zu sorgen. Die Freude in den Gesichtern der Zuschauer ist ihm Dank genug! Andere seines Kalibers würden alternde Kumpels, deren anachronistische Rockmusik keine Chance mehr auf Charterfolg hat, eiskalt im Stich lassen. Nicht Keanu Reeves: Er haut fröhlich weiter in die Seiten, als hätte sich das Dreigespann gerade zur ersten Jam-Session in Papas Garage zusammengefunden.

So eine grundanständige Haltung rührt die Herzen des Novarock-Kernpublikums, das sich weithin mit jenem der „John Wick“-Filme deckt: tendenziell männlich, tendenziell nicht mehr ganz jung. Merke, o Festivalleiter: Wenn Slipknot, die Foo Fighters und andere Lautmaler nicht mehr als Headliner zur Verfügung stehen, kann man diese auch mit gut abgehangenen US-Filmstars ersetzen.

Denn nicht nur Reeves lässt nebenberuflich die Boxen beben. Johnny Depp spielt an der Seite von Alice Cooper – der 2024 ohnehin die Pannonia Fields beehrt – bei den Hollywood Vampires. Russell Crowe schreibt in seiner Freizeit Songs für die Bluesrock-Combo Indoor Garden Party. Bluesig mag es auch Actionveteran Steven Seagal, dessen Hand nicht nur Köpfe spaltet, sondern auch flink über Griffbretter gleitet. Wenn dann noch Robert Pattinson aus „Twilight“ im Hintergrund die Klampfe zupft – was er nachweislich ganz gut kann – schmelzen auch jüngere Seelen dahin. Und die Zukunft der Rockfest-Vergangenheit ist gesichert.

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