Interview

Experte zu Medikamenten: „Ich rechne erneut mit Engpässen“

„Etwas mehr für sehr günstige Medikamente zu zahlen und Anreize zu schaffen, damit die Wirkstoffe nicht nur in einer oder wenigen Regionen der Welt wie etwa China und Indien hergestellt werden, ist in jedem Fall sinnvoll“, sagt Peter Klimek.
„Etwas mehr für sehr günstige Medikamente zu zahlen und Anreize zu schaffen, damit die Wirkstoffe nicht nur in einer oder wenigen Regionen der Welt wie etwa China und Indien hergestellt werden, ist in jedem Fall sinnvoll“, sagt Peter Klimek.Roßboth
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Komplexitätsforscher Peter Klimek, Direktor eines neu gegründeten Instituts zur Früherkennung von Medikamentenmängeln, fordert im Kampf gegen Lieferschwierigkeiten ein Bündel an Maßnahmen. Die angekündigte Errichtung von Wirkstofflagern sei nicht genug.

„Auf Globalisierung zu setzen und zu hoffen, dass der Markt dadurch sicherer und günstiger wird, hat sich im Nachhinein als Fehleinschätzung herausgestellt“, sagt Peter Klimek, Komplexitätsforscher an der Med-Uni Wien und Direktor des Anfang des Jahres gegründeten Instituts Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII), das unter anderem zum Ziel hat, drohende Medikamentenmängel rechtzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen vorzuschlagen. Die Produktion habe sich nämlich auf wenige Länder konzentriert – mit einer großen Abhängigkeit von diesen Ländern als Folge davon.

Klimek begrüßt die vom Gesundheitsministerium angekündigte Schaffung von Lagern für Wirkstoffe, um bei Bedarf rasch Medikamente herzustellen und an die Apotheken zu verteilen. Es brauche aber weitere Maßnahmen, darunter vor allem die bessere Verknüpfung der vorhandenen Daten, um einen genaueren Überblick darüber zu haben, welche Medikamente in welcher Region fehlen. Die abgebenden Stellen, also Apotheken, müssten sich daran ebenso beteiligen wie die verschreibenden Stellen, also Ärzte. Peter Klimek im Interview.

Die Presse: Das Gesundheitsministerium hat sich mit dem Pharmagroßhandel (Phago) auf die Schaffung eines Wirkstofflagers geeinigt. Das Lager umfasst die nötigen Zutaten für gängige Antibiotika und für Medikamente gegen Erkältungssymptome, diese Medikamente waren im vergangenen Winter besonders schwer zu bekommen. In Phasen mit hohem Bedarf können diese von Apotheken zur Herstellung magistraler Zubereitungen abgerufen werden. Bei Lieferausfällen werden die Wirkstoffe von 23 Standorten in ganz Österreich an die Apotheken verteilt. Wie ordnen Sie diese Maßnahme im Kampf gegen den Medikamentenmangel ein?

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