Löhne

Metaller verhandeln weiter: Gewerkschaft droht mit „massiven Streiks“

Nach den Warnstreiks wurde wieder verhandelt. Sechs Stunden dauerte die fünfte Runde.
Nach den Warnstreiks wurde wieder verhandelt. Sechs Stunden dauerte die fünfte Runde.APA/APA/Roland Schlager
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Auch die fünfte Verhandlungsrunde der Metaller endete ohne Ergebnis. Am Montag wird wieder geredet. Gibt es auch dann keine Einigung, wollen die Gewerkschafter „die größten Arbeitsniederlegungen seit langer Zeit“.

Wien. Wer damit gerechnet hatte, dass die Lohnrunde heuer besonders knifflig wird, lag richtig – das zeigte sich endgültig am gestrigen Donnerstag: Auch in der fünften Verhandlungsrunde der metalltechnischen Industrie gab es keine Einigung auf einen neuen Kollektivvertrag. Die Gespräche der Sozialpartner endeten nach sechs Stunden ohne Ergebnis. Am kommenden Montag wird weiter verhandelt.

Die Vertreter der Arbeitnehmer erklärten am Donnerstagabend, nachdem die Verhandlungen abgebrochen worden waren, die sechste Runde am Montag sei die letzte Chance, um noch „massive Streiks“ ab Dienstag abzuwenden: „Es steht Spitz auf Knopf. Kein Abschluss am Montag wird zu den größten Arbeitsniederlegungen seit langer Zeit führen“, ließen sich die Chefverhandler Reinhold Binder (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA) zitieren. Man sei jedenfalls „noch weit entfernt von einem Abschluss“: „Nicht einmal die Teuerung scheinen die Arbeitgeber den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abgelten zu wollen und das nach wirtschaftlichen Rekordjahren und hohen Gewinnausschüttungen.“

Schon diese Woche hatte die Gewerkschaft den Industrievertretern mit Warnstreiks von Montag bis Mittwoch die Rute ins Fenster gestellt. Nun wäre die nächste Stufe ein befristeter Streik. Und die Stufe darauf der unbefristete Streik. Doch dieses Szenario ist in Österreich eher die Ausnahme: einen unbefristeten Streik gab es zum Beispiel 2003, als es um die Pensionsreform ging. Und bei der KBA Mödling gab es 2014 einen unbefristeten Streik wegen eines geplanten Personalabbaus.

Die Arbeitgeber-Seite legte es am Donnerstagabend versöhnlicher an und strich die gute Gesprächsbasis hervor: „Wir sind heute erste Schritte vorangekommen. Da unsere Positionen aber noch auseinanderliegen, haben wir die Verhandlungen auf Montag vertagt“, sagte Christian Knill, Fachgruppenobmann der metalltechnischen Industrie. Voriges Jahr brauchte es vier Verhandlungsrunden.

Gewerkschaft will 11,6 Prozent

Vor Verhandlungsbeginn am Donnerstag hatten sich die Arbeitgeber unbeeindruckt von Streik-Drohnngen der Gewerkschafter gezeigt: „Wenn die Gewerkschaft glaubt, dass sie streiken muss, dann wird sie das tun”, sagt Stefan Ehrlich-Adam aus dem Verhandlungsteam der metalltechnischen Industrie. Die Branche zählt 137.000 Beschäftigte und ist die größte von sechs Fachverbänden der Metallindustrie. Die Industrie befinde sich in einer echten Rezession. Man sei in der vorigen Verhandlungsrunde bereits einen „großen Schritt” gegangen. „Wir erwarten, dass sich die Gewerkschaft auch bewegt.”

Die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA starteten mit der Forderung nach einer Lohnerhöhung um 11,6 Prozent in die heurigen Verhandlungen und beharrten auch bis zuletzt darauf. Basis ist eine Inflationsrate von 9,6 Prozent in den Monaten September 2022 bis August 2023. Ein Abschluss unter der Inflation komme nicht infrage, sagte Binder bis zuletzt. Damit hat sich die Gewerkschaft einigermaßen einzementiert. Denn die wirtschaftlichen Aussichten haben sich zuletzt verschlechtert, die Inflation geht zurück. Je länger die Verhandlungen dauern, desto schlechter wird die Verhandlungsposition für die Arbeitnehmervertreter.

Für die Industrievertreter kommt die volle Abgeltung der Inflation von 9,6 Prozent nicht infrage. Sie hatten ursprünglich lediglich ein Plus von 2,5 Prozent geboten, dann aber nachgebessert:. Die Arbeitgeber legten zwei Varianten vor: Eine sieht zehn Prozent Lohnerhöhung vor, aufgeteilt auf zwei Jahre – plus zweimal 750 Euro Einmalzahlungen. Beim zweiten Angebot wurde eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 8,42 Prozent angeboten. Diese besteht aus einer Erhöhung der Entgelte um 2,5 Prozent zuzüglich eines monatlichen Fixbetrages von 100 Euro. Dazu käme eine Einmalzahlung von 1050 Euro. Für die Gewerkschafter ist das viel zu wenig.

Wie weit sich die Verhandler am gestrigen Donnerstag aufeinander zubewegt hatten, drang zunächst nicht nach außen. Die Gewerkschaft bekräftigte aber ihre Forderung nach Abgeltung der Inflation.

Auch Handel ohne Einigung

Keine KV-Einigung gab es am Donnerstag auch im Handel für die knapp 450.000 Beschäftigten, die zweite Runde war nach wenigen Stunden ergebnislos beendet worden. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um elf Prozent. Für Handelsvertreter ist das „undenkbar“. Ein Abschluss in dieser Höhe sei nicht leistbar, sagte Spartenobmann Rainer Trefelik.

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