Am Wochenende in der Marx Halle

„Presse Schau“: Wo Handwerk auf Liebe und Leidenschaft trifft

Aussteller im Uhrzeigersinn: Bootsbauer Hans-Jürgen Kaiser mit seiner Tochter, Möbel-Künstler Christian Friedl, Angelina Kafka und Ivana Stingic vom Atelier im Ersten, Kaschmir-Experten Shabir und Karin Sheikh und Parfumeur Yogesh Kumar mit einer Auswahl seiner Düfte.
Aussteller im Uhrzeigersinn: Bootsbauer Hans-Jürgen Kaiser mit seiner Tochter, Möbel-Künstler Christian Friedl, Angelina Kafka und Ivana Stingic vom Atelier im Ersten, Kaschmir-Experten Shabir und Karin Sheikh und Parfumeur Yogesh Kumar mit einer Auswahl seiner Düfte. Roland Rudolph
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Die „Presse Schau“ bietet Schönes vom Schmuckstück bis zum Boot. Bei einem Rundgang erfährt man auch die Geschichten hinter den Produkten.

„Ich hab“, sagt er, „die Donau vor der Haustür.“ Hans-Jürgen Kaiser spricht breites Bayrisch, wenn er erzählt, wie es kam, dass er vom gelernten Zimmermann zum Bootsbauer wurde. 2002 hat er sein erstes Boot gebaut, 2009 sein Gewerbe angemeldet. „Richtig aktiv sind wir seit sieben Jahren.“

90 Prozent von Kaisers Kunden kommen aus Österreich, vor allem baut er Elektroboote für die heimischen Seen. Wie das dunkelblaue Schmuckstück, das auf der „Presse Schau“ mitten in der Marx Halle thront: Das war schon ein Jahr lang im Attersee unterwegs. „Wir haben uns in einer Nische platziert, wo der Kunde ein handgefertigtes Einzelstück kriegt“, erklärt der Chef der winzigen niederbayrischen Manufaktur. „Wenn jemand ein schnelles Boot haben will, kommt er an uns nicht vorbei.“ Der Rumpf ist extremer Leichtbau, das spiele vor allem bei Elektrobooten eine große Rolle. Allerdings sei die Sache so aufwendig, dass man sie nicht in Serie bauen kann. Gefertigt wird alles im Haus, „außer Polsterarbeiten, die vergeben wir in den Nachbarort“.

Die Reederei Star Clippers ist mit keinem Ausstellungsstück vor Ort – handelt es sich dabei doch um drei der größten Segelschiffe der Welt. Den Sommer verbringen die nach historischem Vorbild gebauten Schiffe im Mittelmeer. Im Winter überqueren sie den Atlantik in Richtung Karibik. Jenes Schiff, das früher den Winter in Asien verbrachte, segelt weiter Costa Rica, berichtet Klaus Holzmann Neues aus dem Unternehmen eines segelverrückten Schweden.

Handwerk, Leidenschaft, ein bisschen Verrücktheit: Eigenschaften, die viele Aussteller auf der Publikumsmesse teilen. Ein Tischler, der wie Bootsbauer Kaiser irgendwann umgesattelt hat, ist auch Christian Friedl aus der Steiermark. Er fertigt Einzelstücke zwischen Möbelstück und Kunst. „Für mich muss jedes Teil etwas können. Es ist nicht nur ein Objekt, sondern hat immer auch eine Funktion.“ Wie jene Liege, die wie eine Skulptur aussieht, aber auch ein Soundsystem, eine Feuerstelle und einen Humidor integriert hat.

Insgesamt sind es fünf Themenwelten, durch die man in der Marx Halle bummeln kann; man kann E-Autos und (ganz neu) Vespas begutachten, Sofas probesitzen, sich über Reiseziele oder Küchen informieren. Es sei eine Möglichkeit, „all die Dinge, die sie sonst in der Zeitung, in unseren Magazinen oder auf der Homepage sehen, live zu betrachten, und mit Herstellern, Produzenten und Händlern direkt zu sprechen“, formulierte es bei der Eröffnung „Presse“-Geschäftsführer Andreas Rast.

Bei Bretz Austria kann man sich sein Sofa komplett individuell zusammenstellen.
Bei Bretz Austria kann man sich sein Sofa komplett individuell zusammenstellen.Roland RUDOLPH

Kaschmir und Düfte

Ganz aus der Nähe zu sehen gibt es auch die kompliziertesten Uhren luxuriöser Marken oder edle Schmuckideen. Zum ersten Mal dabei sind etwa Angelina Kafka und Ivana Stingic vom Atelier im Ersten. Die beiden sind Kooperationspartner der ersten und einzigen selbsterhaltenden Saphirmine der Welt, „100 Prozent CO2-neutral, ethisch absolut korrekt“, sagt Stingic über das Projekt in Sri Lanka, bei dem die Arbeiter umsatzbeteiligt sind. 

Edles aus der Uhrenwelt kann man hier aus der Nähe betrachten.
Edles aus der Uhrenwelt kann man hier aus der Nähe betrachten.Roland RUDOLPH

Woher ihre Kaschmir-Schals kommen, weiß auch Karin Sheikh ganz genau - nämlich aus der Manufaktur der Familie ihres Mannes. Shabir Sheikh stammt aus einer alten Kashmirischen Handwerksfamilie, die beiden führen heute den europäischen Sitz. Einen Markt für handbestickte 10.000 Euro-Stücke wie in Indien oder Dubai gibt es hier zwar nicht. „Wir schnallen uns zwar Uhren um zigtausend Euro ans Handgelenk, aber für einen Schal als Wertanlage oder Kunstobjekt fehlt hier das Verständnis.“ Aber auch um 200 Euro, sagt Sheikh, gebe es ein hochwertiges Produkt. Und auch Yogesh Kumar bietet Sinnliches: Der Wiener Parfumeur kreiert Düfte individuell für seine Kunden. Auf die „Presse Schau“ hat er eine Auswahl mitgebracht.

Bis Sonntag läuft die „Presse Schau“ in der Marx Halle.
Bis Sonntag läuft die „Presse Schau“ in der Marx Halle.Roland RUDOLPH

Zur Veranstaltung

„Presse Schau“. Von 10. bis 12. November sind bei der dritten Auflage der Publikumsmesse die Bereiche Reise, Design, Handwerk, Uhren und Schmuck sowie Mobilität vertreten. Unter dem Motto „Fünf Welten, ein Gesamterlebnis“ verspricht der Branchenmix eine Synergie der schönen Dinge. Jeweils 10 bis 18 Uhr, Tickets 20 Euro. Marx Halle, Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien.

Alle Details: schau.diepresse.com

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