Glaubensfrage

Rom stürmt vor, aber Österreichs Kirche rollt die Segel ein

Clemens Fabry
  • Drucken
  • Kommentieren

Ein elitärer Zirkel von 15 Männern trifft sich. Das nennt sich dann österreichische Bischofskonferenz. Von der bunten Synode in Rom hätten die hohen Herren einiges zu lernen.

Der Jüngste ist mit seinen 53 Jahren auch nicht mehr der Jüngste. Peter Schipka darf als Generalsekretär (mit Chance auf höhere Weihen) die Rolle des Youngsters in der österreichischen Bischofskonferenz spielen. 14 Männer, alle in Schwarz gewandet, sind in den vergangenen Tagen beisammen gesessen. Kardinal Christoph Schönborn hat sich wegen einer Erkrankung entschuldigen müssen. Schon länger taugen die Tagungen der österreichischen Bischofskonferenz nicht mehr für braking news.

Die, die jenseits der 53 sind, können sich erinnern: Als die Treffen sehr wohl für Schlagzeilen sorgten, war es um die katholische Kirche in Österreich nicht zum Besten bestellt. Unter Kardinal Christoph Schönborn mussten allerlei intern und manchmal sogar extern ausgetragene Streitigkeiten, Affären und handfeste Skandale ausgestanden werden, bis er Kirche und seine Bischofskonferenz in ruhigeres Fahrwasser lotsen konnte.

Unvergessen der Auf- und Austritt Bischof Kurt Krenns im Jahr 1998 vor TV-Kamera und Petersdom, als er Richtung Christoph Schönborn stänkerte: „Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist keine Gouvernante.“ Um derber nachzulegen: „Mir genügt‘s, wenn die Lügner das Maul halten.“ Der Kardinal hat viel Leidensfähigkeit, Geduld und (kirchen)diplomatisches Geschick aufzubringen gehabt. Jetzt also in ruhigerem, in ruhigem Fahrwasser. Alle Segel sind eingerollt, das Kirchen-Schiff liegt vor Anker. Große Flaute. Das Ziel erreicht?

Bei allem Verständnis für Harmonie und für die Anforderungen, vor die sich Bischöfe heute gestellt sehen: Sehr ausgeprägt sind sie nicht, der Eifer, der Enthusiasmus und die Phantasie, die aus der alles in allem dürftigen Stellungnahme der Bischofskonferenz zum Thema Synodalität herauszulesen sind. Werden keine Lehren aus der letzten Synode und den Begegnungen während der fast vier Wochen gezogen? Wo ist der Schwung, der in Rom spürbar war? Warum wird nicht ein neues Format mit Laien-Beteiligung erfunden? Nur ein Beispiel.

In Rom ist vor zwei Wochen eine bunte Versammlung von Laien, Priestern und Bischöfen zu Ende gegangen. Sie wird allein schon wegen deren Existenz in die Geschichte eingehen und markiert den Beginn von gänzlich Neuem. Auch wenn die „Ergebnisse“ den Namen kaum verdienen.

Österreichs Kirche hätte Grund, den Anker zu lichten, die Segel zu setzen. Erst bei der jüngsten Generalaudienz hat Papst Franziskus gegen Pessimismus und Sich-tot-Stellen angepredigt: „Jammern wir nicht angesichts unserer säkularisierten Welt! Sehen wir darin eine Bewährungschance für unseren Glauben und eine Einladung, die Freude der Frohen Botschaft allen zu verkünden, die Durst haben nach Gott.“ Papa locuta. Causa finita.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.