Premiere

Sprechfolterung mit Bilder-Overkill: „Kaspar“ im Akademietheater

Kaspar (Marcel Heuperman), hier in Baby-Gestalt, und seine außerirdische anmutenden Einsager: Laura Balzer, Stefanie Dvorak, Jonas Hackmann, Markus Scheumann.
Kaspar (Marcel Heuperman), hier in Baby-Gestalt, und seine außerirdische anmutenden Einsager: Laura Balzer, Stefanie Dvorak, Jonas Hackmann, Markus Scheumann.Susanne Hassler-Smith
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Daniel Kramer inszeniert Peter Handkes analytisches, im Grunde puristisches Sprachspiel »Kaspar« im Wiener Akademietheater als Orgie der Bilder und Geschichten. Mit einem Zwischenakt, in dem gar nichts gesprochen wird. Oft sinnarm, aber glamourös.

Ziegen und Affen“: Wenn Daniel Kramers überaus opulente Inszenierung von Handkes „Kaspar“ nach zwei Stunden endlich in diesen Wörtern mündet, hat man viel gehört und noch mehr gesehen: eine Flut von Bildern, die oft nur wenig mit dem Text zu tun haben, den Handke selbst eine „Sprechfolterung“ genannt hat. Die Hauptfigur, die – in Kramers Version durch einen Schlauch – auf die Bühne und damit in die Welt fällt, ist wie der legendäre Findling Kaspar Hauser zunächst sprachlos, sie kann einen einzigen Satz: „Ich möcht ein solcher werden, wie einmal ein andrer gewesen ist.“

Nein, Kaspar beherrscht diesen Satz nicht, noch beherrscht der Satz ihn; aber im Lauf des Stücks geht es darum, wie die Sprache die Herrschaft über einen Menschen gewinnt, wie sie ihn lenkt, ordnet, zivilisiert. In Handkes Original sind es – zumindest die meiste Zeit – reine, körperlose Stimmen von „Einsagern“, die Kaspar die Wörter, die Sprache lehren, Und damit die Welt, im Sinn von Wittgensteins Satz: Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.

Kaspar sagt „Hallo“

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