Randerscheinung

Gruppenblockade

Florian Asamer
Florian Asamer Carolina Frank
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Die Familiengruppe läuft über SMS, der Jüngste schaut aber nur auf WhatsApp.

Der Jüngste hat also die Familiengruppe blockiert. Draufgekommen bin ich neulich, als ich ihn frage, ob er diesen Elternbrief von der Schule nicht gesehen hat. „Nein, wo soll der sein?“, fragt er mich mit großen Augen. „Ich habe ihn in die Familiengruppe gestellt“, sage ich. „Ahso, die habe ich blockiert“, sagt er recht beiläufig. Ich bin dann ein bisserl überrascht, um hier eine möglichst neutrale Vokabel zu verwenden, und frage ihn nach den Gründen (also nicht so ruhig, irgendwas mit „um Himmes Willen“ ist sicher dabei). Da kommt heraus, dass es nicht (nur) um mangelndes Interesse an den Inhalten geht, sondern (vor allem auch) an der Form der Darreichung: Die Familiengruppe läuft über SMS, er schaut aber nur auf WhatsApp. Das ist insofern ein bisschen ironisch, weil wir in der Familie ungefähr so viel über mobile Daten sprechen wie andere übers Wetter oder darüber, was es zu essen gibt.

Er hat immer zu wenige mobile Daten, wir haben erst jüngst den Handy­vertrag des Jüngsten gewechselt (nein, das ist nicht schnell gegangen, weil da natürlich ein Passwort gefehlt hat, das niemand hatte), und jetzt sind es deutlich mehr Gigabyte, aber sie reichen immer nur bis ungefähr Mitte des Monats. Ab da habe ich zumindest dauernd Hotspot-Anfragen von ihm, wenn wir unterwegs sind. Die SMS sind ­übrigens gratis dabei, brauchen keine Daten, aber „die verwendet wirklich kein Mensch, Papa“. Ich weiß das und verstehe es trotzdem nicht: Warum ist es so wichtig, auf welchem Kanal einem eine Nachricht erreicht? Und warum wird das SMS, das ohne die Haken auskommt, die alle möglichen Details über den Empfänger verraten (wer würde das eigentlich warum wollen?), so an den Rand gedrängt? Wahrscheinlich, weil es eben keine mobilen Daten verbraucht . . . (Die Presse Schaufenster, 10.11.2023)

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("Die Presse Schaufenster" vom 06.10.23)

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