Nachtzug

So liegt sich‘s im neuen Nightjet der ÖBB

Liegewagen im neuen Nightjet.
Liegewagen im neuen Nightjet. Imago / Andreas Stroh
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Die neue Generation an Nachtzügen ist am Montag zur Jungfernfahrt aufgebrochen. Mit Mini-Cabins, Komfort-Schlafabteilen und „Kusstürchen“. Ab 10. Dezember sind sie regulär unterwegs, zunächst einmal nach Hamburg.

Falls nicht die Menschentraube und die dutzenden gezückten Handys darauf hinwiesen, dass am Bahnsteig 5 am Hauptbahnhof ein Großereignis für Bahnliebhaber stattfand, dann spätestens die Fanfare der Eurovisionshymne (aus dem „Te Deum“ von Charpentier), die gleich zehn Mal abgespielt wurde, bis er dann endlich einfuhr: Der Nightjet der sogenannten neuen Generation der ÖBB, der am Montag zu seiner Jungfernfahrt aufbrach.

Die Verspätung war eigentlich noch um einiges länger, hätten die ersten Garnituren der neuen Nachtzüge aus dem Siemens-Werk doch schon vor einem Jahr ins Bahnnetz eingeführt werden sollen. Umso größer war dann die Freude nicht nur bei der anwesenden Verkehrsministerin Leonore Gewessler und ÖBB-CEO Andreas Matthä, sondern auch bei vielen Schaulustigen, die im neuen Zug probeliegen durften, bevor er zur zweitägigen Österreich-Tour aufbrach.

Der neue ÖBB-NIghtjet fährt erstmals in den Wiener Hauptbahnhof ein.
Der neue ÖBB-NIghtjet fährt erstmals in den Wiener Hauptbahnhof ein.Clemens Fabry

„Kusstürchen“ für Kontaktfreudige

Besonders und eine „Weltneuheit“ bei den neuen Nightjet-Garnituren, die aus zwei Sitz-, drei Liege- und zwei Schlafwagen, bestehen und Platz für maximal 254 Menschen bieten, sind die sogenannten „Mini Cabins“. Die Einzelkabinen bieten nun auch Alleinreisenden Privatsphäre. Und es liegt sich eigentlich nicht schlecht in den ein Meter hohen, mit einer Schiebetür verschließbaren Kabinen, die dank dem Fenster und etwas mehr Raum in Richtung Kopf auch Passagiere mit einem Hang zur Platzangst relativ bequem reisen lassen. Spezielles Detail für all jene, die zu zweit unterwegs (oder kontaktfreudig) sind: Über eine verschließbare Schiebetür lassen sich zwei gegenüberliegenden Kabinen beim Kopfteil verbinden – ÖBB-intern das „Kusstürchen“ genannt. Schließfächer für Koffer in Handgepäck-Größe und Schuhe gibt es ebenfalls. Ansonsten bieten die Liegewägen statt den bisherigen Sechserabteilen nun Viererabteile – etwa für Familien.

Die Mini-Cabins
Die Mini-CabinsAPA / AFP / Alex Halada

Auch in den Schlafwägen wurde die Bettenzahl reduziert: Hier gibt es nur noch Zweier-Abteile – die auch als Einzelperson gebucht werden können. Jedes Abteil hat ein eigenes Bad mit WC und Duschgelegenheit, wobei bei der winzigen Badkabine die Frage aufkommt, wo genau die Möglichkeit zum Duschen bleibt und ob es nicht doch eher eine Katzenwäsche sein muss. Etwas luxuriöser geht es im Komfort-Schlafabteil zu. Hier gibt es einerseits eine vom WC getrennte Duschkabine, außerdem dann noch mehr Platz im Abteil selbst.

Das Komfort-Abteil im Schlafwagen
Das Komfort-Abteil im SchlafwagenClemens Fabry
WC- und Duschkabine im Komfort-Abteil.
WC- und Duschkabine im Komfort-Abteil. Clemens Fabry

Einige Neuheiten – abgesehen von dem wesentlich freundlicheren, hellen Design – verstecken sich in den Details: Etwa das nun im ganzen Zug verfügbare W-Lan und die kontaktlosen sowie USB-Ladestationen für Handys, die in jedem Abteil individuell einstellbare Klima-Anlage oder das in rosa, rot, blau oder grün veränderbare Kabinenlicht. Beim genauen Hin- oder besser Hinaussehen entdeckt man noch ein Detail: Die Fenster des Zuges haben ein Wabenmuster, das, anders als bei anderen Zügen, die Handysignale besser zu den Passagieren durchlassen und für besseren Empfang sorgen sollen.

Bis zu sechs Fahrräder können nun mehr an Bord mitgenommen werden, außerdem gibt es erstmals eine barrierefreie und für Rollstuhlfahrer zugängliche Schlaf-Kabine, die außerdem durch einen barrierefreien Einstieg auf Bahnsteigniveau zugänglich ist. Neu sind auch die elektronischen Karten für jede Kabine sowie Videoüberwachung in allen Gängen, die die Sicherheit erhöhen sollen.

Schummriges Licht in der Mini-Kabine.
Schummriges Licht in der Mini-Kabine.

Wohin geht es?

Nach einer zweitägigen Österreich-Tour werden die neuen Nightjets am 10. Dezember in das reguläre Bahnnetz eingeführt. Die erste Strecke führt die neue Generation von Wien oder Innsbruck nach Hamburg. Ab dem Frühjahr soll es eine weitere Destination nach Bregenz geben, schrittweise kommt der neue ÖBB-Nachtzug dann auf weiteren bereits bestehenden Strecken zum Einsatz – also fährt etwa von Wien nach Genua oder nach Brüssel. In die EU-Metropole soll ab kommendem Herbst dann jede Nacht anstatt nur drei Mal in der Woche gefahren werden, kündigte ÖBB-Chef Andreas Matthä an.

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