Morgenglosse

„Wir wollen keine Juden in der Schule“: Bekommen wir das in Österreich auch noch zu hören?

Zumindest die vielen Davidsterne, die auf Häuserfassaden im 14. Pariser Arrondissement gesprayt wurden, waren, wie man jetzt weiß, die Aktion eines russischen Netzwerks, um Unsicherheit und Polarisierung zu fördern.
Zumindest die vielen Davidsterne, die auf Häuserfassaden im 14. Pariser Arrondissement gesprayt wurden, waren, wie man jetzt weiß, die Aktion eines russischen Netzwerks, um Unsicherheit und Polarisierung zu fördern.IMAGO/Paul Abran
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Notrufknöpfe werden in jüdischen Schulen Frankreichs jetzt installiert, einem Lehrer wurde als „dreckigem Juden“ das Schicksal Samuel Patys angedroht. Wer wird sich verantwortlich fühlen, wenn in Österreichs Schulen etwas passiert?

Der Brief wurde nicht in Wien abgelegt, sondern „nur“ vor einem Gymnasium im Ort Evry-Courcouronnes in der französischen Region Île-de-France: Dieser „dreckige Jude“, hieß es darin – gefolgt vom Namen des Lehrers – solle „aufhören, sich aufzuspielen“, „wir wollen keine Juden in den Gymnasien“. Und: „Wir werden einen Samuel Paty aus ihm und seinem Vater, dem zionistischen Rabbiner, machen“. Zur Erinnerung, Samuel Paty war der Lehrer, den 2020 ein junger tschetschenischer Islamist niederstach und enthauptete (ein weiterer erstach vor wenigen Wochen den Lehrer Dominique Bernard).

Kein Wunder, dass jetzt in der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes versteckte Alarmknöpfe in allen jüdischen Schulen installiert werden, mit denen Direktoren und Professoren direkt die örtlichen Sicherheitskräfte alarmieren können.

In Deutschland wiederum erzählt der Sprecher des christlichen Jugendwerkes „Arche“ für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche vom verbreiteten IS-Gruß und Sprüchen wie „Zuerst schneiden wir den Juden die Kehle durch, dann den Schwulen und zum Schluss den Christen“.

Wie schön wäre es, würde dieses Gedankengut vor Österreichs Landesgrenzen halt machen. Und welch eine Illusion, in Zeiten von Social-Media-Propaganda kombiniert mit kaum kontrollierter Migration. Der importierte Antisemitismus gedeiht, direkt neben dem Hass auf den „Westen“. Anders als der „klassische“ eingewurzelte Antisemitismus, der zumindest rechtsrechts zunehmend obsolet wird, weil es ohnehin die Muslime als neues Feindbild gibt.

Wenn dann einmal etwas passiert, lässt sich eines vorhersagen: Jene, die die Gefahren des muslimischen Antisemitismus weggeredet haben (was auch Präventionsarbeit erschwert), weil er nicht in ihre bequemen Täter-Opfer-Denkschemata passt, weil dieser Aspekt der Realität im moralischen Wellnessbereich ihres (sozialen) Elfenbeinturms nur stört, und weil sie es sich leisten können, abseits davon zu leben: All jene werden sich nicht verantwortlich fühlen. Wie üblich. Weil sie‘s ja immer so gut meinen. Auch wenn à la longue Fürchterliches (für andere) dabei rauskommt.

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