Kollektivverträge

KV-Verhandlungen im Handel abgebrochen

Nach nur vier Stunden haben die Sozialpartner ihre Verhandlungen über einen neuen Gehaltsabschluss für über 430.000 Handelsangestellte abgebrochen.
Nach nur vier Stunden haben die Sozialpartner ihre Verhandlungen über einen neuen Gehaltsabschluss für über 430.000 Handelsangestellte abgebrochen.APA / Comyan / Georg Hochmuth
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Im Feilschen um einen Gehaltsabschluss für über 430.000 Handelsangestellte kommt es vorerst zu keiner Einigung. Die Verhandlungen wurden auf den 28. November vertagt.

Nach nur vier Stunden haben die Sozialpartner ihre Verhandlungen über einen neuen Gehaltsabschluss für über 430.000 Handelsangestellte abgebrochen und auf den 28. November vertagt. Arbeitgeber-Vertreter und Handelsobmann Rainer Trefelik beklagte, „dass die Gewerkschaft heute absolut nicht bereit war, ernsthaft über unser Angebot zu diskutieren“. Stattdessen habe sie ihre Forderung „sogar noch erhöht“, so Trefelik im Anschluss der Gesprächsrunde laut einer Aussendung.

„Stattdessen hat sie (die Gewerkschaft, Anm.) uns mit einer Gegenforderung konfrontiert, die in der wichtigsten Gehaltsgruppe einer Steigerung um bis zu 11,55 Prozent entspricht. (...) Auf dieser Basis können keine Verhandlungen in einem konstruktiven, sozialpartnerschaftlichen Stil stattfinden“, sagte Trefelik am Donnerstag.

Wirtschaftskammer legt erstes Angebot vor

Die Wirtschaftskammer hat ihr Angebot erst in der heutigen dritten Runde vorgelegt. Sie boten unabhängig von der Gehaltsstufe ab 2024 ein Plus von fünf Prozent an und zusätzlich eine Einmalzahlung von 800 Euro. Die „Teuerungsprämie“ sei abgabenfrei, wodurch die Beschäftigten mehr Nettoeinkommen bekommen würden. Die Gewerkschaft ist mit der Forderung nach einem Gehaltsplus von elf Prozent in den Ring gestiegen und lehnte Einmalzahlungen im Vorfeld stets ab.

Laut Berechnungen der Händler entspricht das Angebot beim Einstiegsgehalt einem Plus von 11,13 Prozent. In höheren Gehaltskategorien (2500 bis 3000 Euro Bruttogehalt pro Monat) würde das Plus ab nächstem Jahr 8,79 Prozent bzw. 8,16 Prozent betragen.

Während die Preise im Schnitt seit 2016 um 30,7 Prozent erhöht wurden, seien die Löhne durchschnittlich nur um 24,7 Prozent gestiegen, im Handel um 22,6 Prozent, so Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut. „Damit den Beschäftigten ihr verfügbares Einkommen aufgrund der gestiegenen Preise nicht wegschmilzt, empfiehlt das Momentum Institut die Löhne zumindest um die rollierende Inflation zu anzupassen. Für einen Kaufkraftzuwachs braucht es Abschlüsse über der Teuerungsrate“, heißt es vom gewerkschaftsnahen Institut.

„Mehr ist nicht drinnen“

„Mehr ist nicht drinnen. (...) Wir hoffen, dass auch die Gewerkschaft die akute Gefahr für die Beschäftigung im Handel erkennt und verantwortungsvoll handelt“, kommentierte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will das Angebot der Arbeitgeber. Weitere Kampfmaßnahmen hätten einen Lose-lose-Effekt, da durch weitere Beeinträchtigung der Betriebe hin zum Weihnachtsgeschäft Umsätze abnehmen würden und unweigerlich in negativen Arbeitsplatzeffekten resultierten. Viele Handelsfirmen bewegten sich kostenseitig längst an der Klippe, so Will. Der Handelsverband vertritt als privater Interessenverband rund 4000 Mitglieder aus dem Handel, sitzt aber nicht am Verhandlungstisch. (APA)

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