Abo-Modell

Facebooks fauler Kompromiss: Entweder Geld oder Daten

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bei einem Gerichtstermin im Vorjahr.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bei einem Gerichtstermin im Vorjahr.Reuters / Laure Andrillon
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120 Euro im Jahr. So viel kostet es, um sich von der Datenkrake Facebooks künftig freizukaufen. Nach fast 20 Jahren führt der Konzern ein Abo-Modell ein, aber nur für europäische Nutzer.

Seit jeher gilt: Was im Internet gratis ist, bezahlt jeder einzelne Nutzer mit seinen privaten Daten und seinen intimsten Gewohnheiten und Vorlieben. Doch nun gilt nicht einmal mehr diese Grundregel. Zu verdanken ist das Facebook. Der Konzern will nach nun nach knapp zwei Jahrzehnten des Sammelns von Daten künftig Geld von seinen Nutzern in Europa verlangen. Um sich von den Fängen der Zuckerberg-Datenkrake freizukaufen. Zehn Euro sollen Nutzer künftig dafür bezahlen. 13 Euro, wenn sie die App nutzen, denn der Mutterkonzern von Facebook gibt die App-Store-Gebühren von Apple und Google einfach an die Nutzer weiter.

Dieses sogenannte Pay-or-Okay-Prinzip schlägt den Nutzern einen einfachen Deal vor: Entweder es wird für die Privatsphäre bezahlt, oder Nutzer stimmen der umfassenden Datensammlung zu und können den Dienst wie bisher nutzen. Dieses „wie bisher“ inkludiert die umfassende Überwachung der Gewohnheiten und Aktivitäten auf der Plattform. Wann und wie oft wird die App geöffnet, wie viele Freunde hat man, wo und wie oft wird der „Gefällt mir“-Button gedrückt. Aber auch das Öffnen von verlinkten Inhalten wird automatisiert überwacht und verfolgt. Selbst wer die Plattform verlässt, ist noch nicht gefeit davor, nicht weiter auf dem Facebook-Radar aufzuleuchten. Jeder einzelne Klick, jede Bewegung und jede Vorliebe wird gesammelt, dokumentiert und verwendet. Für passgenaue Werbung und mehr.

„Nur drei Prozent stimmen dieser Art des Trackings tatsächlich bewusst zu“, sagte der Jurist und größte Kritiker Facebooks, Max Schrems, im „Morgenjournal“ auf Ö1 am Freitag. Und ergänzte, dass nur bei dieser geringen Anzahl von Nutzern von einem „wahren Willen“ zu sprechen sei. Facebook argumentiert diesen Schritt mit den „sich entwickelnden europäischen Vorschriften“, also der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und dem Digital Markets sowie Digital Services Act. Es sind Gesetze, die die großen Plattformen nach Jahren der Pannen und Skandale in die Pflicht nehmen, damit diese sorgsamer mit den Daten ihrer Kunden umgehen. So müssen Nutzer explizit zustimmen, dass ihr Nutzerverhalten dokumentiert wird. Die Missachtung kostete das Unternehmen zuletzt knapp 400 Millionen Euro. Denn es geht eben nicht nur darum, die richtige Werbung für die umweltbewusste Jeans tragende 30-Jährige auszuspielen, sondern auch darum, wie die von Facebook gesammelten Daten darüber hinaus genutzt werden können. Nämlich, um die Meinung der Menschen zu gezielt zu lenken und zu beeinflussen. Diese Desinformation, diese auch als Microtargeting bezeichneten Kampagnen wurden beim jahrelangen Streitthema Brexit und bei Trumps US-Präsidentschaftswahlkampf eingesetzt. Möglich war dies der Analysefirma Cambridge Analytica, weil Facebook überhaupt erst so viele Daten sammelt und dann eben nicht sicher damit umgeht.

Es geht auch anders

Meta argumentiert, dass es an ein „werbeunterstütztes Internet, das den Menschen unabhängig von ihrem wirtschaftlichen Status Zugang zu personalisierten Produkten und Dienstleistungen bietet“, glaube. Dabei ignoriert der Konzern, dass es Unternehmen mit einem ähnlichen Geschäftsmodell gibt, die dabei durchaus in der Lage sind, die Nutzerdaten nicht unrechtmäßig zu verarbeiten.

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