Interview

Schauspieler Belmondo: „Es geht nur um die Liebe“

Der erste große Kinofilm mit Victor Belmondo wird bereits mit „Brokeback Mountain“ verglichen. Eine Ehre, wie der Franzose - hier am Bild beim Besuch der French Open vor einigen Monaten - sagt.
Der erste große Kinofilm mit Victor Belmondo wird bereits mit „Brokeback Mountain“ verglichen. Eine Ehre, wie der Franzose - hier am Bild beim Besuch der French Open vor einigen Monaten - sagt. Imago / Michael Baucher
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Der Schauspieler Victor Belmondo ist mit „Hör auf zu lügen“ in einem ersten großen Kinofilm zu sehen. Der Franzose über „queeres“ Kino, Magie auf dem Set, die man auf der Leinwand sieht, die universelle Sprache der Liebe und darüber, was er von seinem Großvater Jean-Paul für die Schauspielerei gelernt hat.

Dieser Film muss sich, kaum in heimischen Kinos angelaufen, großen Vergleichen stellen. Ein französisches „Brokeback Mountain“ sei es, immer wieder wird „Hör auf zu lügen“ mit „Call Me by Your Name“ verglichen. Ein Film über eine große erste Liebe, die im Verborgenen bleiben muss. Eindringlich, atmosphärisch und unterhaltsam erzählt, geht es um die Geschichte eines Star-Autors, der in seiner alten Heimat einen jungen Mann trifft, Lucas (Victor Belmondo), der sich als Sohn seiner Jugendliebe Thomas entpuppt. Der Film von Regisseur Olivier Peyon basiert auf dem stark autobiografischen Bestseller „Arrete avec tes mensonges“ von Philippe Besson.

Die Presse: Wie haben Sie sich für diesen Film entschieden? Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie das Skript gelesen haben?

Victor Belmondo: Als ich das Drehbuch gelesen habe, war ich wirklich emotional. Dieser Charakter hat mich von den ersten Zeilen an sehr, sehr berührt. Dann habe ich Olivier Peyon getroffen, wir haben zwei Stunden in einem Café in Paris verbracht, das war unglaublich. Wir haben über den Film gesprochen, über das Leben, über alles, und wir haben uns in allem verstanden. Als ich dann zum Casting kam, wusste ich, ich muss wirklich gut sein, weil ich unbedingt Lucas spielen will. Als das „Ja“ kam, war ich sehr glücklich.

Wie war die Arbeit auf dem Set?

Es war eines dieser Sets, auf dem alles magisch ist. Die Arbeit war unglaublich, ein kollektiver Moment, ein junges Team, das sich ganz einer Sache gewidmet hat. Wir waren den ganzen Tag zusammen und auch danach, alle haben gemeinsam gegessen, getrunken, im selben Hotel geschlafen, wir waren eine Familie, die gesamte Crew, und das sind wir noch immer.

Die sehr besondere Atmosphäre im Film, spiegelt sie, wie Sie den Dreh erlebt haben?

Ja. Es ist offensichtlich so, dass man das, was wir auf dem Set erlebt haben, im Film fühlen kann. Es ist das gewisse Extra, das man als Atmosphäre spürt.

Hatten Sie das Buch, auf dem der Film basiert, zuvor gelesen?

Ich kannte es nicht. Ich habe Olivier gefragt, ob ich es lesen soll, aber ich wollte es nicht lesen. Ich wollte nicht mehr wissen als mein Charakter. Olivier hat mir erzählt, dass mein Charakter im Buch viel kleiner ist als im Film. Das Buch konzentriert sich auf die Vergangenheit, der Film mehr auf die Gegenwart. Ich wollte in der Gegenwart bleiben. Das Ziel meines Charakters im Film ist, die Vergangenheit zu verstehen. Als Schauspieler wollte ich sie nicht schon kennen.

„Hör auf zu lügen“ wird als Film des Queer oder Gay Cinema beschrieben. Können Sie mit solchen Kategorien etwas anfangen? Oder ist es die Geschichte einer Liebe, eine Coming-of-age-Geschichte, bei der sexuelle Orientierung nicht so wesentlich ist?

Für mich ist es keine schwule Geschichte, es ist ein Film über die Liebe. Ich mag es nicht, Dinge streng in Schubladen zu stecken. Es kommt nicht darauf an, ob ein Mann einen Mann, eine Frau eine Frau, ein Mann eine Frau liebt. Das Wichtigste im Leben ist für mich die Liebe, Liebe ist dieselbe für alle, und im Film geht es nur um die Liebe. Zwei Jungs oder nicht? Das sollte keine Frage sein.

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