Morgenglosse

Das Scheidungskind Chat GPT und die Patchwork-Familie im Silicon Valley 

Unüberbrückbare Differenzen, zwischen Open AI und Sam Altman ist Schluss.
Unüberbrückbare Differenzen, zwischen Open AI und Sam Altman ist Schluss. Reuters / Carlos Barria
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Sam Altman wurde bei Open AI überraschend vor die Tür gesetzt. Beim größten Investor, Microsoft, wird er ein neues Zuhause finden. Und damit beginnt ein Kampf um die „richtige“ KI-Erziehung und um die Zukunft von Open AI. Denn nun drohen auch noch die Mitarbeiter mit der Kündigung.

Es ist aus. Bei Open AI hat man die rosarote Brille abgelegt und sich getrennt. Von niemand geringerem als Sam Altman. Jenem Mann, der das KI-Baby Chat GPT weltweit bekannt gemacht hat und dem abstrakten und teils auch sehr technischem Thema „künstliche Intelligenz“ ein Gesicht gegeben hat. Doch zwischen Open AI und Sam Altman hat es gekracht. Was tatsächlich der Scheidungsgrund war, wird wohl eher Gegenstand von Vermutungen bleiben. Unüberbrückbare Differenzen, so lässt sich wohl jede Trennung am Ende zusammenfassen. Fest steht: Chat GPT wird fast wie im Buch "Das doppelte Lottchen" aufgeteilt. Die damit einhergehende "Erziehung" könnte unterschiedlicher nicht sein.

Da gibt es auf der einen Seite Open AI und den dortigen Neo-Chef Emmet Shear (Gründer des Streaming-Dienstes Twitch). Diese wollen Chat GPT zu einer Superintelligenz (AGI) erziehen, die sich dem Dienste der Menschheit verschreibt. Mit welchem Geld das finanziert werden soll, will so keiner recht beantworten. Wie auch? Derjenige, der sich darum gekümmert hat, das Chat GPT überhaupt erst entwickelt werden konnte, ist weg. Unfreiwillig.

Der geschasste Ex hat bereits ein neues Zuhause gefunden. Beim eigentlichen Investor. Der macht sich den Streit kurzerhand zunutze und baut eine eigene KI-Abteilung auf. Mit Sam Altman als Leiter. Nun hat dieser freie Hand in der Erziehung der KI. Denn Microsoft hat völligen Zugriff auf die Technologien. Der Fokus ist freilich ein anderer: Chat GPT soll Microsoft einen neuen Geldregen bescheren. Und das so rasch wie möglich. Denn seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die Chance zum Greifen nah, am größten Konkurrenten, Google, vorbeizuziehen. Und das so schnell wie möglich.

Somit wächst nun möglicherweise bei Microsoft eine AGI heran, die darauf "erzogen", beziehungsweise trainiert wird, so schnell wie möglich gewinnbringend auf den Markt zu kommen. Ob das gutgehen kann?

Und damit hätte man gedacht, dass mit Sam Altmans Wechsel zu Microsoft die Geschichte abgeschlossen sei. Doch nun melden sich am Montagabend die Mitarbeiter zu Wort. In einem Brief fordern 700 der 770 Mitarbeiter die sofortige Wiedereinstellung von Sam Altman und zugleich den Rücktritt des Vorstands. Sollte dies nicht passieren, würden sie kündigen. Das ist aber nicht das aufsehenerregende Detail. Unter den Unterstützern findet sich Ilya Sutskever. Der Chefentwickler von Open AI und ein hochrangiges Vorstandsmitglied. Sutskever ist maßgeblich für Altmans Rausschmiss verantwortlich. Doch auch die 24-Stunden-Chefin, Mira Murati, zählt zu jenen, die der Meinung sind, dass deren Aktionen "es offensichtlich gemacht haben, dass sie unfähig sind, Open AI zu führen". Im Brief heißt es außerdem: "Wir sind nicht in der Lage, für oder mit solchen Personen zu arbeiten, denen es an Kompetenz, Urteilsfähigkeit und Sorgfalt für den Zweck des Unternehmens oder die Mitarbeiter fehlt."

Fest steht: Diese Trennung ist ein Rosenkrieg und noch lange nicht überstanden.

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