Klima

„Höhere Grundsteuern kurbeln die Wirtschaft an“

Grundstücke als Spekulationsobjekte? Höhere Besteuerung auf Grund und Boden ist gut für Wirtschaft und Gerechtigkeit - meint jedenfalls ein Wissenschaftler.
Grundstücke als Spekulationsobjekte? Höhere Besteuerung auf Grund und Boden ist gut für Wirtschaft und Gerechtigkeit - meint jedenfalls ein Wissenschaftler.(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
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Weniger Ungleichheit, höhere Produktivität der Wirtschaft und steigende Wettbewerbsfähigkeit: Das könne die stärkere Besteuerung von Land bewirken – so die Grundthese einer Studie.

Ausgangspunkt der Studie, die das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung vor kurzem veröffentlicht hat, ist die Frage, welche Maßnahmen gegen die wachsende Vermögensungleichheit innerhalb der Bevölkerungsschichten am ehesten greifen.

Lead-Autor Max Franks und Ottmar Edenhofer, beide Forscher am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, haben in ihrer Studie („Optimal Wealth Taxation When Wealth Is More Than Just Capital“) zunächst einmal die Historie und die Fakten ergründet: Innerhalb der OECD-Staaten geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf. Wirtschaftswissenschaftler haben bereits vor Jahren herausgefunden, dass Reichtum nicht allein durch die Anhäufung von Kapital entsteht, sondern dass die zentrale Rolle dabei der Besitz von Land spielt. Hier setzen Franks und Edenhofer den Hebel an.

„Investitionen werden lukrativer“

Sie knüpfen an die Erkenntnisse von Wirtschaftswissenschaftlern aus den 1970er Jahren an, die erstmals den „Portfolio-Effekt“ beschrieben haben. Damals wurde erstmals gezeigt, dass Besteuerung von Land dazu führt, dass Unternehmen mehr investieren.

Max Franks: „Wenn Grund und Boden stärker besteuert werden, ist deren Kauf weniger attraktiv. Es wird also lukrativer für Unternehmen, mehr zu investieren. Insgesamt wird es für Investoren – Einzelpersonen ebenso wie den Kapitalmarkt insgesamt - interessanter, Geld in Firmenbeteiligungen zu investieren.“

Dadurch wird nicht nur die wirtschaftliche Performance der betreffenden Firma verbessert, sondern es entsteht insgesamt ein Klima, in dem einer Steigerung der Produktivität Vorschub geleitet wird. Dadurch steigen Löhne und Kaufkraft. Und: Es steht mehr Geld zur Verfügung, um den ärmsten Bevölkerungsgruppen Transferzahlungen zukommen zu lassen.

„Unsere Arbeit ist eine Betrachtung aus der Vogelperspektive“, räumt Franks im Gespräch mit der „Presse“ ein. Die Arbeit geht nicht auf die regionale oder lokale Ebene herunter, um die Fragestellung für einen überschaubaren Raum. Dies steht noch aus. Genauer betrachtet werden müsse etwa, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um negative Folgen für Häuslbauer oder fürs Kleingewerbe zu verringern oder auszuschalten.

Ausbau der U-Bahn, höhere Besteuerung

Und die Umwelt? Auch hier kann durch die Besteuerung von Land ein Hebel entstehen, mit dem etwa umweltbelastendes Verhalten mit einer besonders hohen, umweltschonendes mit besonders niedriger Besteuerung belegt wird. Ein Beispiel dafür liefert Singapur: Hier wurde das Geld für den Ausbau des Netzes öffentlicher Verkehrsmittel durch eine erhöhte Besteuerung von Land finanziert, das durch die Anbindung an die U-Bahn aufgewertet und einen erhöhten Handelswert erzielt hat.

In Bezug auf die Klimaänderung „wird Landbesitz in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts zu einem sehr bedeutenden Thema. Denn auszugehen ist davon, dass technische und Natur-basierte Methoden, Kohlendioxid aus der Atmosphäre abzusaugen, jedenfalls benötigt werden. „Manche dieser Verfahren brauchen viel Land,“ so Franks. Maßnahmen zur Vermeidung von Treibhausgasen werden dadurch begünstigt. Über den Preis für Grund und Boden kann schließlich auch die Transformation der Landwirtschaft zur Nachhaltigkeit gesteuert werden.

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