Wissenschaft

Bringt Klima Tropenfieber?

Breiten sich Moskitos und von ihnen übertragene Krankheitserreger durch die Erwärmung weiter aus?
Breiten sich Moskitos und von ihnen übertragene Krankheitserreger durch die Erwärmung weiter aus? Science Photo Library / Picturedesk.com
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Dengue am Gardasee und Malaria in Florida haben die Sorge aktualisiert, dass mit der Erwärmung alte Krankheiten zu uns kommen oder ganz neue drohen.

Ende August erkrankten am Gardasee drei Menschen an Dengue-Fieber – es grassiert für gewöhnlich in den Tropen und heißt auch Knochenbrecher-Fieber, weil es neben erhöhter Temperatur extreme Schmerzen in den Gliedmaßen bringt –, Anfang August schon hatte die oft auch den Tropen zugerechnete Malaria in Florida zwei Menschen befallen. Das ist die Krankheit, die nach wie vor die meisten Opfer fordert – bis zu 500.000 im Jahr, die meisten in Afrika, die meisten Kinder –, Dengue bedroht gleich ein Drittel der Erdbevölkerung und infiziert 100 Millionen, um die 30.000 sterben daran.

Wird mit dem Auftauchen der beiden Schrecken bei uns nun ein Kassenfüller der Unterhaltungsindustrie wahr, die 2013 ein Videospiel ersann, dessen Verfilmung ab heuer als Streaming-Serie verfügbar ist: The Last of Us? Darin geht es um einen Pilz, der Menschen im Gehirn befällt und sie in kannibalische Bestien verwandelt, von denen bald fast keine mehr übrig sind. Dass dieser Pilz das kann, kommt von der Erwärmung, die ihn in Mutationen trieb.

Das ist horror as usual, aber es überhöht nur die Sorgen, die der Klimawandel seit den 90er-Jahren Epidemiologen – und dem UNO-Klimabeirat IPCC – bereitet: Die Erwärmung könnte Krankheitserreger und/oder -überträger aus den Tropen in bisher für sie unzugängliche Weltgegenden vorstoßen lassen, sie könnte gar ganz neue Erreger gedeihen lassen. Dabei ging es zunächst um Malaria: Sie könnte etwa nach Europa kommen! Ältere Wiener schüttelten die Köpfe, weil sie sich erinnerten, dass nach dem Ende des 2. Weltkriegs US-Truppen Malariapillen an die Bevölkerung verteilten, weil die Spitäler – vor allem in der Nähe der Donauauen – sich mit daran Erkrankten füllten, weil die medizinische und sonstige Infrastruktur zusammengebrochen war.

Der alte Schrecken Malaria wird durch die Erwärmung zurück gedrängt

Und auch unter den Epidemiologen hielt einer von Anfang an dagegen, Paul Reiter, ein Arzt des US-Gesundheitsdiensts CDC, der 1946 gegründet worden war, um die Malaria in den USA auszurotten. Reiter verwies wieder und wieder darauf, dass Malaria keine Tropenkrankheit ist, sondern ihren Namen nicht zufällig von der üblen Luft der Sümpfe um Rom bekommen hat und noch im Mittelalter bis hinauf nach Finnland verbreitet war, selbst bei Shakespeare und Defoe kommt sie vor: „Für Malaria ist der Klimawandel irrelevant“ (Science 289, S. 1697).

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