Bevölkerungsprognose

Österreichs Bevölkerung wächst, aber nur durch Zuwanderung

Die Bevölkerung Österreichs wächst und wächst: Im Jahr 2022 lebten 9,1 Millionen Menschen in Österreich. 
Die Bevölkerung Österreichs wächst und wächst: Im Jahr 2022 lebten 9,1 Millionen Menschen in Österreich. Die Presse/Clemens Fabry
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Bereits Mitte der 2060er-Jahre wird die Bevölkerung Österreichs die Zehn-Millionen-Marke knacken. Während die Geburten zurückgehen, steigt die Zuwanderung stark an. In der Erwerbsbevölkerung schlägt sich das nicht nieder: Sie stagniert bei rund 4,7 Millionen Menschen.

Die Bevölkerung Österreichs wächst und wächst: Im Jahr 2022 lebten 9,1 Millionen Menschen in Österreich. Das Wachstum wird sich weiter fortsetzen. Bereits Mitte der 2060er-Jahre dürfte Österreich die Zehn-Millionen-Einwohner-Marke knacken. Das ist das Ergebnis der Bevölkerungsprognose, die die Statistik Austria am Mittwoch präsentierte. Im Jahr 2080 wird die Bevölkerung um 13 Prozent größer sein als 2022 und 10,2 Millionen Menschen umfassen.

Allerdings liegt das ausschließlich an der ungebrochen starken Zuwanderung. „Gäbe es keine Zuwanderung, würde Österreichs Bevölkerung im Jahr 2080 auf das Niveau von 1950 zurückfallen“, sagte Tobias Thomas, Direktor der Statistik Austria. Die Bevölkerung würde bis 2080 um 24 Prozent auf 6,8 Millionen Menschen schrumpfen. Denn die Geburtenbilanz, also der Saldo aus Geburten und Sterbefällen, wird ab 2030 „durchgehend negativ“ ausfallen, sagte Thomas.

Die Zuwanderung nach Österreich wird getrieben durch geopolitische und wirtschaftliche Krisen in anderen Ländern. Anfang der 2000er-Jahre gab es eine große Welle der Fluchtmigration insbesondere aus Tschetschenien und Afghanistan. 2015 kamen vorwiegend Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Im Jahr 2022 führte der Krieg in der Ukraine zu einem neuen Höchststand im Wanderungssaldo (Zuwanderung minus Abwanderung) nach Österreich: Es wanderten 137.000 Menschen mehr nach Österreich zu als aus Österreich ab, ein neuer Zuwanderungsrekord wurde erreicht. In diesem Jahr gab es auch das größte Bevölkerungswachstum in der Geschichte der Zweiten Republik.

Die Ukrainer kamen allerdings vor allem im März, April und Mai 2022, dann kaum mehr. Ein Drittel der aus der Ukraine zugewanderten Personen sind Männer. Im ersten Halbjahr 2023 kamen vor allem Syrer nach Österreich (Wanderungssaldo: rund 5000), gefolgt von Deutschen (3500), Rumänen und Ungarn (je rund 3200).

Trotz Zuwanderung stagniert die Erwerbsbevölkerung

In der Erwerbsbevölkerung schlägt sich die starke Zuwanderung allerdings nicht nieder. Die Zahl der Erwerbspersonen (Erwerbstätige plus Arbeitslose) stagniert bei etwa 4,7 Millionen und wird sich laut den Prognosen auch bis 2080 nicht sichtbar vergrößern. „Das bedeutet, dass das, was in Österreich konsumiert wird, von einem immer geringeren Anteil der Bevölkerung hergestellt werden muss. Das ist natürlich eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt“, sagte Statistik-Direktor Thomas. Trotz des starken Bevölkerungswachstums werde der Fachkräftemangel „von wachsender Bedeutung“ bleiben.

Thomas erklärt das damit, dass das Bevölkerungswachstum vor allem in der Gruppe der über 65-Jährigen stattfindet. Bis 2080 werde der Anteil der Personen im Alter von 20 bis 64 von 61 auf 52 Prozent schrumpfen. Der Anteil der Gruppe 65 plus steigt von 19,5 auf 29 Prozent.

Als Folge müssen immer mehr Erwerbstätige einen Pensionisten erhalten: 2022 kamen auf eine Person über 65 noch drei 20- bis 64-Jährige. 2060 wird sich das Verhältnis auf 1,8 reduziert haben. Nur rund 45 Prozent der Männer im Alter von 60 bis 64 arbeiten.

Dazu kommt, dass nicht alle Personen im erwerbsfähigen Alter auch tatsächlich erwerbstätig sind. Die Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus Erwerbstätigen und Arbeitslosen. Wie dieses Verhältnis in der Zukunft ausgestaltet ist, wird in der Prognose nicht ermittelt.

Entscheidend wird also vor allem sein, wie gut es gelingt, Zugewanderte in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

„Österreich wächst und altert, das ist zum einen eine große Chance, zum anderen eine große Herausforderung für Gesundheit, Pflege und den Arbeitsmarkt“, sagte Thomas. Beschäftigungspotenziale gäbe es auch durch länger und mehr arbeiten.

Geburten gehen zurück

Während die Zuwanderung nach Österreich stetig steigt, steuern die Geburten auf einen Tiefstand zu. „Das zeigt, dass wirtschaftlich schwierige Zeiten nicht unbedingt zum Kinderkriegen ermutigen“, sagte Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung in der Statistik Austria. Man habe in allen Monaten des Jahres 2023 gesehen, dass die Geburtenzahlen in allen Monaten unter jenen der vorangegangenen Jahre liegen. „Diesen Trend sehen wir auch in den deutschsprachigen Nachbarländern“, sagte Fuchs. Heuer rechnet die Statistik Austria mit 1,36 Kindern pro Frau. „In den letzten Jahren haben wir uns in der Geburtenbilanz auf null nivelliert“, sagte Fuchs. Das heißt, dass es etwa gleich viele Geburten wie Sterbefälle gibt.

Gleichzeitig werden immer mehr Menschen in Österreich 80 Jahre oder älter. Der Anstieg in dieser Altersgruppe sei „wirklich beachtlich“: 2022 betrug der Anteil der Gruppe 80 plus an der österreichischen Bevölkerung 5,9 Prozent. Bis 2080 werde der Anteil bei 13 Prozent liegen. Der Anteil der 55-bis-64-Jährigen schrumpft hingegen von 14,7 auf 11,8 Prozent.

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