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Undurchschaubare Flugpreise

Was soll’s. Flugpreise vergleichen, das kommt Äpfeln und Birnen gleich. Und wenn das Ticket richtig billig ist, vermutlich Bauernfängerei. 
Was soll’s. Flugpreise vergleichen, das kommt Äpfeln und Birnen gleich. Und wenn das Ticket richtig billig ist, vermutlich Bauernfängerei. Reuters/SARAH MEYSSONNIER
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Ende der Geheimtipps: Man kann nicht mehr vorhersagen, wann Flugpreise sinken oder steigen.

Früher, als es noch Air Berlin und Restplatzbörsen gab, beherrschte ich die simple Geheimwissenschaft des Flügebuchens ganz gut. Oft fragten mich Bekannte, wie lang die Preise wie tief sein würden, ab wann sie stiegen, kurz, zu welchem Zeitpunkt sie buchen sollen. „Fliegt an Mittwochen und Sonntagen“, riet ich, „bucht bei Billigfluglinien nie auf deren Website ... und bucht Fernreisen im Dezember.“ Für meine Weisheiten erhielt ich Weiße Gspritzte, Küsse, Umarmungen und kleinere Aktienpakete. Eh nicht wirklich. Aber meine Bekannten nickten mir erleichtert, wiewohl weiterhin nachdenklich, zu.

Meine Zauberkräfte sind in der Ära der undurchschaubaren Flugpreisrallye erloschen, das Vergleichen von Äpfeln mit Birnen ödet mich an. Ich weiß zwar noch, dass die verdammten Preise meist 21, 14 und sieben Tage vor dem Flug ansteigen, aber ohne europaweite Kerosinsteuer will ich sie ja gar nicht mehr tief haben. (Die Bekannten nicken hier: seine alte Leier.) Ärger herrscht vor, jedes „Billig“angebot erinnert daran, dass die Gepäckpreise die steilste aller aufsteigenden Kurven nahmen. Airlines hält man wohl nur mit strengen Regelungen von solchen Bauernfängerei-Methoden ab. Sie haben ihr Image eh in den Keller gedroschen, was ihnen sichtlich egal ist. Das Argument für die Verschleierung der Kostenwahrheit bleibt bekanntlich: „Die andern machen‘s auch!“ Machen Sie es sich bitte bequem auf unseren engen Sitzen!

Ist ja egal: Kaum noch wählen Kunden bewusst eine Fluglinie aus - was soll 2023 der große Unterschied zwischen Ex-Staatslinie und Billigflieger sein? Ungerechterweise gingen die Preise gerade dort, wo es wenig bis keine Konkurrenz gibt, total durch die Decke, während bei Berlin, London oder Rom noch ein Hauch Retrofeeling vorherrscht. Seit dem Corona-Einschnitt hat sich die Branche erholt, sie schlug rund 25 Prozent auf. Reale Kosten? Existieren: die erhöhten Gebühren auf Flughäfen, die gestiegene Flugabgabe. Besonders im Kurzstreckenfall ist die ungute Preisheuristik ein Vorteil - innerhalb Europas wird die Bahn allmählich zur leistbaren Alternative.

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