Literatur

Jelinek: „Man möchte auch zu Hause anerkannt werden“

Eines der wenigen aktuellen Fotos von der 77-jährigen Schriftstellerin. Im Bild mit  Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP).
Eines der wenigen aktuellen Fotos von der 77-jährigen Schriftstellerin. Im Bild mit Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP). APA / LAND STEIERMARK / Unbekannt
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Die Literatur-Nobelpreisträgerin wurde vom Land Steiermark geehrt – und zeigte sich durchaus erfreut. Sie äußerte sich auch zur Innenpolitik.

Fast zwei Jahrzehnte lang, nämlich seit sie 2004 den Literaturnobelpreis bekommen hat, nahm Elfriede Jelinek keine Ehrung an. Nun waren es innerhalb kurzer Zeit gleich zwei: Nachdem sie im September Ehrenbürgerin von Wien wurde, nahm sie nun den Ehrenring der Steiermark an. Und sprach dabei durchaus emotional über den Preis für sie als gebürtige Steirerin: „Wenn man zu Hause geehrt wird, bedeutet einem das auch mehr, als wenn man es im Ausland wird“, zitiert der ORF Jelinek. Und: „Man möchte auch zu Hause anerkannt werden. Es hat immer Stimmen gegen mich gegeben in Österreich, aber aus der Steiermark habe ich eigentlich nur Gutes erlebt.“

Es sei der Ort ihrer Kindheit, wo sie alle Schulferien verbracht habe. „Diese persönlichen Erinnerungen an einen Ort, der immer mein Sehnsuchtsort war, deswegen bedeutet mir das wirklich viel.“ Heute verbinde sie mit der Steiermark vor allem auch die Erinnerung an die vielen Weggefährten in der Grazer und steirischen Literaturszene. Graz sei nach Wien „der künstlerischste Ort Österreichs“. Am Rande der Ehrung äußerte sich die Nobelpreisträgerin auch zu aktuellen innenpolitischen Themen. „Es hat so eine Kleinlichkeit, Mickrigkeit und Erbärmlichkeit. Alles, was bei uns passiert, passiert nicht in einer öffentlichen Debatte, sondern in Gesprächen, die an Wirtshaustischen aufgenommen worden sind“, so Jelinek. Das sei ein Sittenbild.

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) zollte der 1946 in Mürzzuschlag geborenen Schriftstellerin in seiner Laudatio Respekt: „Ich bedanke mich bei einer gebürtigen Steirerin und einer bewunderten Wienerin. Durch eine spezifisch österreichische literarische Tradition hat Elfriede Jelinek zu ganz eigener Größe gefunden. In ihren Werken findet man den Sprachwitz Nestroys oder der Wiener Gruppe, aber auch eine in Wittgenstein wurzelnden Sprachphilosophie. Ich bedanke mich für ihr Werk und Wirken für unser Land und ziehe symbolisch ehrfürchtig den Hut vor ihrem unverrückbaren moralischen Kompass“, so Drexler. (rovi)

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