Krisensitzung

Erste Tochter meldet Insolvenz: René Benkos Signa droht die Zerschlagung

René Benko verkauft inzwischen sogar seine privaten Bilder.
René Benko verkauft inzwischen sogar seine privaten Bilder.Clemens Fabry
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Der Immobilienkonzern bricht auseinander. Eine erste deutsche Tochter der Signa Prime hat Insolvenz angemeldet. Zu den Folgen.

Wien. Eine Rettung des taumelnden Signa-Konzerns wird immer unwahrscheinlicher. René Benkos Immobilienkonglomerat braucht dringend Liquidität. Doch die Gesellschafter der Tiroler Holding weigern sich, Geld nachzuschießen. Ihr Vertrauen ist aufgebraucht.

Die Insolvenzanträge

Am Freitag tagte der Aufsichtsrat der Immobilientochter Signa Prime – die wichtigste Sparte der Signa. Chef des Aufsichtsrates ist der ehemalige Bundeskanzler (SPÖ) Alfred Gusenbauer. Er gilt als bedeutender Berater des Unternehmens.

Es war die letzte Krisensitzung vor der ersten Insolvenz. Noch am Nachmittag stellte Signa Real Estate Management Germany beim Amtsgericht Charlottenburg einen offiziellen Antrag auf Konkurs. Dabei handelt es sich um eine Tochter der Signa Prime. Zum Portfolio der Prime gehören das Premiumhotel Park Hyatt Vienna und das prunkvolle Geschäftsviertel Goldenes Quartier. In Deutschland wiederum sind das Hamburger Hochhausprojekt Elbtower, das Luxuskaufhaus KaDeWe und der Upper West Tower an der Gedächtniskirche in Berlin, genauso wie die Premiumkaufhäuser Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München Teil der Bestandsobjekte.

Dem österreichischen Insolvenzrecht zufolge muss spätestens 60 Tage nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit ein Antrag gestellt werden. Diese Frist darf nur dann ausgenutzt werden, wenn und solang die Sanierungsbemühungen nicht aussichtslos sind. Insider rechnen noch mit weiteren Insolvenzanträgen.

Sollte es dazu kommen, würde das zunächst kleinere Projektgesellschaften in Deutschland betreffen. Später würden auch Töchter in Österreich Insolvenz anmelden müssen. Bisher hat Arndt Geiwitz sich in die Unterlagen eingearbeitet, um einen Restrukturierungsplan vorzulegen. Der Deutsche ist zwar ein ausgewiesener Experte für Pleiten, wäre im Fall Signa aber nicht mehr zuständig. Das würde dann ein Innsbrucker Masseverwalter übernehmen.

Die Geldnot

Ein Signa-Sprecher sagte gegenüber den Magazinen „Spiegel“ und „News“, dass es keine neue Sachlage gebe und man Gespräche mit potenziellen Finanzierungspartnern führe. Inzwischen kratzt Benko im eigenen Reich nun das Geld zusammen. Der Tiroler Geschäftsmann soll sogar seine Kunstsammlung ausschlachten und Bilder von Pablo Picasso und Jean-Michel Basquiat verkaufen, schreiben die beiden Magazine.

Laut dem Auktionshaus Christie’s hatte der Picasso damals rund 17 Millionen Euro gekostet, der Basquiat etwa elf Millionen Euro. Der Gesamtwert der Sammlung, in der auch Bilder von Andy Warhol liegen, wird auf mehr als 30 Millionen Euro taxiert. Der Picasso soll laut Schätzungen mittlerweile knapp 19 Millionen Euro wert sein.

Doch der Erlös dürfte bei Weitem nicht reichen. Er braucht viel mehr. Noch in dieser Woche muss Signa 600 Mio. Euro auftreiben, die mit Immobilien aus Signa Prime besichert werden sollen. Zusätzlich wird noch im November eine 200 Mio. Euro schwere Anleihe fällig. Bis Ende des ersten Halbjahres 2024 sind rund 1,5 Mrd. Euro zu zahlen.

Die Folgen

Eine Pleite eines Immobilienkonzerns in der Größe der Signa hätte „keinen signifikanten Einfluss auf die Finanzstabilität oder einzelne Institute“, hatte der Vize-Governeur der Oesterreichischen Nationalbank, Gottfried Haber, gesagt. Dennoch tragen Österreichs Banken kein unerhebliches Risiko. Zur Jahresmitte lag das Kreditvolumen der Signa bei heimischen Finanzinstituten noch bei 2,2 Milliarden Euro. Rückstellungen für faule Kredite sind zuletzt erhöht worden.

Für die Branche ist es kein vertrauenerweckendes Signal und dürfte die Preise für Gewerbeimmobilien drücken. Entwickler arbeiten mit viel Fremdkapital und leiden unter der Zinswende. Zusätzlich dürften sich die Baustopps wie z. B. beim Hamburger Elbtower verlängern, bis Klarheit über die Weiterführung gefunden wurde. Hier wurden Kosten von 25 Mio. Euro im Monat kolportiert.

Besonders dramatisch wird es für die rund 17.000 Beschäftigten von Galeria Kaufhof. Der Warenhauskette war eine Finanzspritze zugesagt worden. Die dürfte dann wohl ausbleiben.

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