Gewalt an Frauen

Gewaltschutz in Österreich: „Es herrscht ein Wettlauf der Bedürftigkeit“

Die französische Künstlerin Annaelle Hodet bei einer Protestaktion gegen Femizide in Marseille.
Die französische Künstlerin Annaelle Hodet bei einer Protestaktion gegen Femizide in Marseille. APA/AFP/Clement Mahoudeau
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Soziologe Paul Herbinger kritisiert die österreichische Gewaltschutzstrategie. Sie setze bei den schlimmsten Fällen an, anstatt präventiv zu wirken und sich an der Realität der Opfer – und Täter – zu orientieren.

Man kennt sie, die erschreckenden Zahlen: Jede dritte Frau über 15 Jahren hat in Österreich bereits körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt, alle eineinhalb bis zwei Wochen wird eine Frau getötet – sehr oft von ihrem Mann, Partner oder Exfreund. Was steckt dahinter? Und warum ändert sich so wenig?

„Das Angebot der Hilfe muss sich radikal daran orientieren, was für Gewaltbeziehungen herrschen“, sagt Paul Herbinger. Der Soziologe, der am Vienna Centre for Societal Security (Vicesse) an häuslicher Gewalt forscht, vermisst eine Differenzierung: „Fast 90 Prozent der Fälle kann man als situative Partnergewalt beschreiben.“ Das heißt: Man streitet sich, es kommt zu einer für die Beziehung untypischen Gewalt, die auch ohne äußere Intervention wieder vergehen kann. „Die Gewalt geht hier gleich oft von Männern wie von Frauen aus.“ Eine andere, „die gefährlichste Form“, sei die zwangskontrollierende Gewalt, die strategisch genutzt wird, um das Opfer nicht nur körperlich, sondern auch psychisch oder finanziell zu unterwerfen. Hier sind die Täter fast immer Männer.

Wann und warum es konkret zu Gewalt kommt, dafür gebe es viele Gründe. Einer der gefährlichsten Momente für Frauen, besonders jene, die ohnehin in häuslichen Gewaltbeziehungen leben, seien jedenfalls Trennungen. „Der Moment, in dem Täter einen Kon­trollverlust über die Frau erleben.“

Zu späte Intervention?

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