Signa

Wirtschaftsskandale: Die gerissenen Österreicher

Die stillgelegten Baustellen der Signa sind offene Wunden in den Zentren der deutschen Städte, wie der Elbtower in Hamburg.
Die stillgelegten Baustellen der Signa sind offene Wunden in den Zentren der deutschen Städte, wie der Elbtower in Hamburg. Nibor/picturedesk
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Hinter den jüngsten Skandalen der deutschen Wirtschaft wie Wirecard oder Signa stehen Österreicher. Das wirft die Frage nach einer Systematik auf. Kann man den Österreichern noch vertrauen?

Benko in Knast!“ So prangt ein Graffito auf einer Münchner Baustelle der Signa. Der Unmut gegenüber René Benko und seinem in Schieflage geratenen Immobilienunternehmen findet so in den Zentren europäischer Großstädte ein Ventil. Benkos Baustellen reißen sichtbare Wunden in so manches Stadtbild. Viele von ihnen liegen derzeit brach.

In Deutschland ist der Tiroler Tycoon durch die Galeria-Karstadt-Kaufhaus-Kette quasi omnipräsent. Mit einem breiten Mitarbeiterabbau kamen auch die negativen Schlagzeilen. Eigentlich hatte Signa dem zweitgrößten Warenhauskonzern Europas eine Finanzspritze zugesagt. Doch Geld ist das, was fehlt. Am Freitag wurde bekannt, dass die erste deutsche Signa-Tochter Konkurs anmelden musste.

Viele Unternehmer und Politiker, die sich für Benkos risikoreiche Prestige-Projekte eingesetzt haben, kommen nun in Bedrängnis. Auch Gesellschafter verloren das Vertrauen. Benko soll viel zu lang die Finanznöte heruntergespielt haben. Er ist nicht der erste österreichische Geschäftsmann, der für einen deutschen Wirtschaftsskandal sorgt. Markus Braun muss sich derzeit für seine Tätigkeiten als Chef von Wirecard vor Gericht verantworten. Der Finanzdienstleister ging 2020 gewaltig krachen. Sein ehemaliges Vorstandsmitglied Jan Marsalek ist flüchtig. Beiden wird Betrug vorgeworfen.

Ihnen allen wird eine besondere Ausstrahlung nachgesagt. Marsalek gilt als charismatisch mit bestem Wiener Schmäh. Benko soll besonders charmant und einnehmend sein. Bei Wirecard stand der Verdacht im Raum, dass Staat und Konzern eine ungesunde Nähe zueinander entwickelt haben. Böse Zungen würden es systematischen Klüngel nennen, der selbst vor kriminellen Machenschaften nicht immer zurückschreckt. Die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses im Deutschen Bundestag blieben unspektakulär.

Auch in Österreich sind U-Ausschüsse zur Aufarbeitung der Cofag-Milliarden rund um die Corona-Hilfszahlungen auf dem Weg. Im Fokus stehen Benko und der Industrielle Siegfried Wolf und ihre Verbindungen in die Politik. Wolf ist zudem in der Causa Eurofighter angeklagt. Er gehört zu den mächtigsten Aufsichtsräten in deutschen Konzernen. Der frühere Vorstandschef von Magna International hält Mandate bei Porsche und Schaeffler und sitzt dem Aufsichtsgremium von Vitesco Technologies vor.

Gibt es Vertrauensverlust? Der daraus resultierende Imageschaden ist nicht zu unterschätzen. Wie sollen Investoren und Kunden österreichischen Unternehmen eigentlich noch vertrauen? „Wir wurden darauf angesprochen“, sagt Thomas Gindele zur „Presse“. Er ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Österreich. Die Entwicklung rund um Signa und seiner Verbindungen zur Politik werfe die Fragen auf, ob hier eine systematische Intransparenz vorherrscht. Allein durch die Galeria-Standorte mit ihren vielen Arbeitsplätzen ist die Sorge der Städte und Kommunen eine zentrale. „Die Betroffenheit ist in Deutschland um ein Vielfaches höher als in Österreich.“

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