Krise

René Benkos Signa meldet Insolvenz an

Vor dem Insolvenzantrag gab es an mehreren Orten Baustopps sowie dem in Berlin in der Nürnberger Straße. Geplant war der Umbau des früheren Ellington-Hotels.
Vor dem Insolvenzantrag gab es an mehreren Orten Baustopps sowie dem in Berlin in der Nürnberger Straße. Geplant war der Umbau des früheren Ellington-Hotels.Imago / Jochen Eckel
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Das Tiroler Immobilienunternehmen reichte beim Handelsgericht Wien den Insolvenzantrag ein. Das Unternehmen plant ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung.

Wien. „Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann“, sagte Signa-Gründer René Benko erst vor drei Wochen. Doch die Realität mit hohen Baukosten, steigenden Kreditzinsen und zu viel Risiko hat den Tiroler Immobilientycoon eingeholt. Wie sehr er sich geirrt hat, zeigt nun der Antrag beim Handelsgericht Wien.

Der Mutterkonzern des komplex verwobenen Firmengeflechts aus Kaufhäusern, Altbauten und Baustellenprojekten Signa Holding hat den Antrag auf Sanierung eingereicht. Dabei strebt das Unternehmen ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung an. „Zudem beantragt sie die Annahme eines Sanierungsplans“, heißt es in einer Signa-Aussendung. „Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens.“ Der Sanierungsverwalter muss noch bestellt werden.

Neuordnung der Schulden

Im Jahr 2022 verbuchte die Signa Holding einen Verlust von einer halben Mrd. Euro. Gleichzeitig stiegen die Verbindlichkeiten auf 1,996 Mrd. Euro. Die Holding hat zwar laufende Kosten z. B. für viele gutbezahlte Mitarbeiter, jedoch selbst keine direkten Einkommen. Es handelt sich um einen leeren Mantel, der von seinen Beteiligungen am Leben erhalten wird. Die zwei wichtigsten Unternehmen hierbei sind die Immobiliensparten Signa Prime und Signa Development. Andere Bereiche wie die Medienbeteiligung u. a. an der „Krone“ oder das Handelsgeschäft waren keine Gewinnbringer.

Am Donnerstag wäre eine von Signa Prime begebene Anleihe mit einem Volumen von 201,5 Millionen Euro fällig geworden. Dafür dürfte das Geld gefehlt haben. Anleihebesitzer gehen bei einem Insolvenzverfahren meist leer aus.

Die Zuversicht für eine Finanzspritze fehlte

„Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten.“ Doch das Vertrauen wurde ihm von seinen Investoren versagt. Benko rang um ihre abermalige Unterstützung. „Alle Stakeholder sind gefordert, Signa jetzt zu unterstützen. Ich bin dazu bereit.“ Sie wollten kein Geld mehr nachschießen.

Das Hauptquartier der Signa war einst in Wien, wurde aber erst vor kurzem nach Innsbruck verlegt.
Das Hauptquartier der Signa war einst in Wien, wurde aber erst vor kurzem nach Innsbruck verlegt. Reuters / Leonhard Foeger

Signa sei laut eigenen Angaben in den vergangenen Jahren „aufgrund externer Faktoren in Europa wirtschaftlich stark unter Druck geraten“. Die Investitionen hätten vor allem im stationären Einzelhandel nicht „den erwarteten Erfolg“ gebracht. „Auch im Immobilienbereich haben sich in den letzten Monaten externe Faktoren negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt. Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden.“ Gemeinsam mit dem noch zu bestellenden Sanierungsverwalter soll „eine Neuordnung der eigenen Aufgaben und der eigenen Verbindlichkeiten erreicht und dabei die Werthaltigkeit der Beteiligungen erhalten“ werden. „Ebenso wird der Abschluss eines Sanierungsplans beabsichtigt“, heißt es von Signa weiter.


In einem behält Benko Recht: „Das Immobilienportfolio von Signa ist und bleibt einzigartig.“ Das Imperium umfasst einen Buchwert von 23 Milliarden Euro und reicht vom legendären Hotel Bauer Palazzo in Venedig und dem Hotel-Sacher-Rivalen Park Hyatt in Wien bis hin zum Art-Déco-Wahrzeichen Chrysler Building in New York.

Die Chronologie der Signa-Schieflage

Dezember 2022
–Signa verkauft Projekt „Rossmarkthöfe“ am ehemaligen Leiner-Areal in St. Pölten

Mai 2023
–Signa verkauft „Apple-Haus“ in der Wiener Innenstadt

Juni 2023
–Signa verkauft Kika/Leiner, der Möbelhändler wird danach in die Insolvenz geschickt
–Signa verkauft das im Bau befindliche Bürohochhaus Mynd und das Galeria Weltstadthaus am Berliner Alexanderplatz
–Signa verkauft Holzhochhaus-Projekt „Donaumarina Tower“ in Wien

Juli 2023
–Signa Holding bekommt laut „Handelsblatt“ eine 400 Mio. Euro Geldspritze von René Benko und bestehenden Investoren wie Strabag-Großaktionär Haselsteiner, Fressnapf-Gründer Toeller und der brasilianischen Unternehmerfamilie Koranyi-Arduini

August 2023
–EZB drängt Banken, Kredite an Signa zum Teil abzuschreiben
Signa gibt bekannt, in den vergangenen Monaten Assets im Gesamtvolumen von rund zwei Mrd. Euro abgestoßen zu haben
–Creditreform zieht Rating für Signa Prime Selection zurück

Oktober 2023
–Signa zieht bei Signa Sports Zusage für Eigenkapitalspritze über 150 Mio. Euro zurück
–Benko holt deutschen Sanierungsexperten Geiwitz an Bord
–Signa Sports United stellt Insolvenzantrag
–Baustopp beim Hamburger Elbtower

November 2023
–2. November: Signa-Holding-Gesellschafter fordern sofortigen Rückzug von Benko, nur so sei ein „Krisenmanagement zur Rettung der Gruppe“ möglich
–7. November: Fitch stufte Signa-Anleihen als „hochriskant“ ein
–8. November: Signa erklärt, dass Benko Vorsitz im Signa-Beirat an Geiwitz abgibt
–10. November: Geiwitz holt Restrukturierer für Signa Prime und Signa Development
–23. November: Signa stoppt Arbeiten an der Alten Akademie in München
–24. November: Signa Real Estate Management Germany stellt in Berlin Konkursantrag
–26. November: Hamburger Milliardär und Signa-Investor Kühne prüft Übernahme des Elbtowers
–27. November: Signa verhandelt laut Medienberichten mit US-Hedgefonds Elliot über dringend benötigte Kapitalspritze
–29. November: Insolvenzantrag der übergeordneten Beteiligungsgesellschaft Signa Holding beim Handelsgericht Wien

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