Bericht

Amnesty International: Alte und Behinderte wegen Krieg in Extremsituation

Eine ältere Frau in Cherson.
Eine ältere Frau in Cherson.APA / AFP / Bulent Kilic
  • Drucken

Wegen des russischen Angriffskriegs würden Tausende ältere Menschen aus der Ukraine und solche mit Behinderungen in Heimen untergebracht - weit weg von ihren Angehörigen und isoliert von ihren Gemeinschaften, kritisiert die Menschenrechtsorganisation.

Der russische Angriffskrieg hat für alte und behinderte Menschen in der Ukraine „extreme Bedingungen“ mit sich gebracht und eine „besorgniserregende Situation“ geschaffen. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht von Amnesty International, der am Freitag veröffentlicht wurde. Das schon vor dem Krieg „überstrapazierte ukrainische Pflegesystem“ sei in einem noch nie da gewesenen Ausmaß belastet, so die Menschenrechtsorganisation.

Laut Amnesty haben ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, die innerhalb der Ukraine vertrieben wurden, wegen der Kriegsumstände und physischer oder finanzieller Einschränkungen oft keinen Zugang zu angemessenen Unterkünften und Pflege. „Viele Notunterkünfte sind für Menschen mit körperlichen Behinderungen unzugänglich. Infolgedessen werden Tausende (...) in Heimen untergebracht, weit weg von ihren Angehörigen und isoliert von ihren Gemeinschaften“, schreibt die NGO in einer Aussendung.

Sie seien dort zwar sicherer. Sie hätten aber „enorme Schwierigkeiten, ein menschenwürdiges Leben wieder aufzubauen und Zugang zu angemessenem Wohnraum, Unterstützungsdiensten und medizinischer Versorgung zu erhalten“. Solche Heime sollten daher nicht die Standardoption sein, kritisierte Amnesty International.

Finanzielle und technische Unterstützung nötig

„Die Kosten und die Logistik für eine umfassende Lösung, die sicherstellt, dass alle älteren Menschen unabhängig und in Würde in der Gemeinschaft leben können, sollten nicht von der Ukraine allein getragen werden müssen“, erklärte die bei Amnesty für die Materie zuständige Expertin Laura Mills. Die Geberländer der Ukraine und humanitäre Organisationen müssten zudem finanzielle und technische Unterstützung bereitstellen, um die Arbeitsbelastung der Sozialdienstleister und Sozialdienstleiterinnen im Kriegsland, „die mutig ihr Leben aufs Spiel setzen, zu verringern und ihre Kapazitäten zu erhöhen“.

Für den Bericht wurden zwischen Mai und September 2023 insgesamt 159 Personen befragt. Darunter waren 89 ältere Menschen, von denen viele eine Behinderung hatten, und 22 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Beschäftigte im ukrainischen Gesundheitswesen. Insgesamt besuchten Amnesty-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter 24 Notunterkünfte. Am Sonntag (3. Dezember) ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen. (APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.